Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 313
(PDF, 158 MB)
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Prot. Dr. Hoffmann: Die Unsterblichkeitslehre G. E. Lessing's. 313

widersprochen. Es wäre damit nur und mit Recht dem
absoluten Ausser-Gott-Sein der Dinge widersprochen, aber
noch nicht, wenigstens nicht ausdrücklich, dem relativen.
Dieses letztere setzt die Dinge weder ausser den Gedanken,
noch ausser die Macht Gottes. Insoweit könnten wir also
Lessing vom Persönlichkeitspantheismus frei sprechen. Aber
diess wird sich nicht durchführen lassen, wenn wir unseren
Blick darauf lenken, dass Lessing weiterhin sagt, dass das
Urbild des Dings (der Dinge) in Gott das Ding (die Dinge)
selbst sei. "Wäre diess der Fall, so wären die Ideen Gottes
und die Dinge eines und dasselbe und Gott und Welt —
nach Lessing der persönliche Gott und die Wesen der
Welt — wären einer Wesenheit.*) Damit stimmen die
Aeusserungen im Ohristenthum der Vernunft überein, dass
Gott von Ewigkeit nur sich selbst habe denken können,
Vorstellen, Wollen und Schaffen sei bei Gott eins, was er
sich selbst vorstelle, schaffe er auch, Gott könne sich, d. h.
alle seine Vollkommenheiten, entweder nur auf einmal oder
zertheilt denken. — Wenn Gott von Ewigkeit her nur sich
selbst denken konnte, so kann er auch in Ewigkeit nichts
Anderes als sich selbst denken, sei es auf einmal, sei es
zertheilt, wenn ein zertheiltes Denken seiner selbst als möglich
anzunehmen wäre.**) Dann sind die Dinge nicht bloss
in Gott — als in seiner Macht —, sondern sie sind Gott
selbst, d. h. eines Wesens mit ihm als die constituirenden
Momente seines unterscheidenden Sichselbstdenkens und
Seins. Folgte daraus, dass Gott, vorstellend und
denkend, nur sich selbst vorstellen und denken könnte,
so wäre der Persönlichkeitspantheismus gerechtfertigt, und
müsste als die einzig wahre, die vollkommene Form des
Theismus, wie auch Schelling im Wesentlichen später lehrte,
anerkannt werden.

Viele werden sich wundern, dass wir uns dieser Lehre,
die ihrem Grundgedanken nach namentlich seit der
letzten Gestalt der Philosophie Sclietting's unter den geistvollsten
Philosophen Deutschlands nicht geringe Verbreitung
gefunden hat, nicht anschliessen. Warum nicht,
da sie doch so rationell zu sein und sogar von der Sc'irift-
lehre nach einigen Stellen begünstigt zu werden scheint?
Unsere Gegengründe lassen sich in zwei Hauptpunkte zusammenfassen
: 1) Gottes Unendlichkeit verträgt keine "Beschränkung
, also auch die nicht, dass er nicht mehr und

*) Am angeführten Ort, XI, 111—112.

**) Veigl.: K Lcsshuf ata Theologe von Varl Schwarz, S. 7t ff.,
77—78.


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