Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 314
(PDF, 158 MB)
Bibliographische Information
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314 Psychische Studien. VT. Jahrg. 7. Heft. (Jnli 1879.;

sogar unendlich viel mehr schaffen konnte, als er faktisch
geschaffen hat. Würde ihm jeder Gedanke eo ipso zu
einem Ding, Wesen, einem Weltwirklichen, so müsste seine
Unendlichkeit durch die Totalität des Weltwirklichen erschöpft
sein. Eine erschöpfte Unendlichkeit ist aber nicht
denkbar. 2) Ist Gott und Welt, Urbild und Abbild eines
Wesens, so ist Gott in allen Wesen der Alleinwirkende,
Allbestimmende, so dass für jedes Wesen, sei es bewusst-
los, sei es bewusst. jede Selbstbestimmungsfälrgkeit und
Selbsttätigkeit physische wie geistige, aufgehoben erscheint.
Schreibt man auch — wie Lessing — Gott Selbstbewußtsein
zu, so entgeht man doch der (spinozistischen) Folgerung
nicht, d a ss es keine Freiheit des Willens gebe, di.ss Alles
nothwendig sei und nothwendig erfolge, und der Unterschied
des Guten und des Bösen, absolut betrachtet, hinwegfalle,
reiner Schein sei und die Gott seiende oder eines Wesens
mit Gott seiende Welt von Ewigkeit zu Ewigkeit, da auch
die Zeit und der Raum nur Schein wären, nicht vollkommener
und nicht unvollkommener werde, sondern unveränderlich
immer sei und bleibe, was sie immer gewesen
soi. Solche Gleichgültigkeit aller Dinge, W«*eu und ihrer
Erscheinungen widerspricht aller Erfahrung und ist auch
der Vernunft unerträglich. Es kann also nicht wahr sein,
dass Gott nur sich selbst denken, nichts von sich selbst
Unterschiedenes denken tuid schaffen könne, wenn auch das
Wie des Schaffens von Gott dem Schöpfer Unterschiedenen
uns schon darum Geheimniss bleibt und bleiben muss, weil
wir Gott se.'bst sein müssten, um dieses begreifen zu können,
vorausgesetzt, dass es Gott selbst begreiflich sein könne,
was Baa > er kühn genug ist, mit Genieblick auch vom Ur-
wesen zu verneinen. Lewing huldigt mit dem abstracten
Verstände dem Determinismus, und zwar consequent von
seinen Verstandes Voraussetzungen aus. Allein er zieht die
Consequenzen des Determinismus nicht. Sonst hätte er
kein Eecht, wie er doch thut, sich über das Böse und
Schlechte bis zur Empörung zu entrüsten und ihm überall,
so viel er nur konnte und erkannte, entgegenzuwirken9 so
dass er doch Zeitlebens bei jeder Entscheidung seines
Willens nach der Voraussetzung der Freiheit des Willens
erwägt, sich entscheidet, entschliesst und handelt, und zwar
unstreitig als einer der edelsten Oharactere der Menschheit
. Ein Determinisn.us, dessen Vertheidiger doch stets
nach der Voraussetzung, dem unwillkürlichen Glauben an
die Freiheit des Willens erwägt, sich entschliesst und
handelt, ist kein Determinismus innerster Ueberzeugung,
sondern nur der Vorstellung, des abstracten verstandes,


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