Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 392
(PDF, 158 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0422
:>02 i\\einsehe Studien. VI. Jahrg. 9. Heft. (September 1879.)

stantischen Kirche, kann uns hier nicht beschäftigen und
auch nicht binden. Aber dicss bleibe nicht unbeachtet:
die „Engel" sind reale Mächte, Mittelwesen geistiger Art,
welche zum Menschen in ein ebenso reales, geistig einwirkendes
Verhältniss treten können.

Darin nun finden wir den einfachen Kern jenes Glaubens
und zugleich Dasjenige, was ihn mit dem altern und neuern
Spiritualismus in Verwandtschaft; biingt. Es war der feste
gemeinsame Glaube aller Zeiten und aller geistig entwickelten
Völker an eine reicherlullte Geisterwelt mit unterscheidenden
Abstufungen, bis hinab zu einem Reiche kakodianonischer
Mächte, welche gleichfalls thatsächlich sich nicht unbezeugt
lassen sollen: sie alle aber in geheimer, doch erweckbarer
Beziehung zum Menschen mit seinen Schicksalen und Bedürfnissen
.

Späterbin indess verflöchtigte sich dieser allverbreitete
Menschheitsglaube sammt Jeglichem, was damit zusammenhing
, beinahe bis auf die letzte Erinnerung in der rationalistischen
Periode, welche , den „Aberglauben" auszurotten
beflissen, semen eigentlichen Ursprung und seine tiefere Bedeutung
achtlos übersah. Unterstüzt wurde sie dabei von
einer unzulänglichen Metaphysik und Psychologie, welche
einerseits jede Transscendenz bis zu vollster Unbegreifboh-
keit herabdrückte, da sie nur raumlos und zeitfrei zu denken
sein sollte; andrerseits den Geist entweder zum naturlosen,
„immateriellen" Wesen hinaufpurificirte, oder materialistisch
für das vergängliche Product sinnlicher Stoffe und Wirkungen
erklärte.

So entstand im Bewusstsein der „Gebildeten" bis in
die Gegenwart hinein auch für die Frage nach der Möglichkeit
persönlicher Fortdauer jene völlige Unfassbarkeit
eines solchen Gedankens, jene Enthebung des Jenseits in's
Unbekannte und Unbegreifliche, wie wir sie mit ihrer trostlosen
Oede und Leerheit im ersten Abschnitte des ,,neuern
Spiritualismus" geschildert haben. Der gewissenhafte Kant
hat sie eingestanden, als er einmal auf die Frage nach den
Gründen für die Unsterblichkeit die höchst bezeichnende
Antwort gab: ,,nian könne" (damals oder vor der Hand)
„keinen Staat mit denselben machen!"

So nun verhält sich die Sache jetzt durchaus nicht
mehr, wie damals; — glücklich, wie ich behaupten darf,
lür die allgemeine Culturbildung der Menschheit gerade im
gegenwärtigen Augenblicke, wo eine so tiefgreifende ethischreligiöse
Missbildung, eine solche sittliche Verwilderung in
und ausserhalb Deutschlands der Geister sich bemächtigt
hat. Die deutsche philosophische Wissenschaft wenigstens


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