Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 444
(PDF, 158 MB)
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444 Psychische Studien. VI. Jahrg. 10. Heft. (October 1879.

schwesterlichen Mittheilung gerade also, wie wir sie oben
aufgezeichnet. Aber der Graf fügte noch bedeutungsvoll
hinzu: es sei der Fluch seines Lebens, dass, wo er mit
Medien in Berührung komme, diese ihm die Mittheilung von
der Geisternähe seines Grossvaters machten; schon Hume
habe früher in Paris ihm das Gleiche gesagt.

Erwägen wir nunmehr das innere Verhältniss der
beiden Hauptpersonen gegen einander und wie eine so seltsame
Situation überhaupt psychologisch sich verständlich
machen lasse. Wie konnte zunächst in der Seherin bei dem
zufälligen Zusammentreffen mit einem jungen, ihr ganz unbekannten
Manne die plötzliche Kunde von seinen geheimsten
Lebensbeziehungen entstehen? Ebenso: wie lässt sich erklären
die grosse, ganz unbegreifliche Dreistigkeit ihrerseits
, ebenso plötzlich ihn mit ganz specialisirten moralischen
Vorwürfen zu überschütten? (denn es sei noch
bemerkt, dass er Ludwig von Güldenstubhe gegenüber gerade
dadurch sich beschämt und verwirrt fühlte, dass er an verborgene
Dinge erinnert wurde,) Man bedenke doch: eine
Dame, in strenger, fast puritanischer Sitte erzogen, mit vollkommen
salonfähigem Urtheil ausgestattet über Schickliches
und Unschickliches, selbst allem Unsittlichen bis zur Un-
kunde fern; — eine solche wird gedrängt, einem Manne
Vorhalte zu machen über eigentlich ihr ganz fremde Dinge;
und dieser Mann ist beschämt und ergriffen; denn er muss
die Wahrheit und die Berechtigung jenes Vorwurfs wider
seine Neigung anerkennen.

Wekhergestalt die Subjektivisten mit der psychologischen
Erklärung einer so ungewöhnlichen, sonst aber innerlich
wohlmotivirten und verständlichen Begebenheit sich abfinden
werden, bleibe ihrem Scharfsinn überlassen. Nur sei
bemerkt, dass der Scharfsinn einer Dame der „höheren Gesellschaft
" eine solche Erklärung schon damals herausgefunden
hatte. Sie hatte gehört: der junge Graf habe bekannt
, schon von dem Geisterseher Harne die Geisternähe
seines Grossvaters erfahren zu haben. Diess war genug, um
in ihr die Vermuthung unwiderruflich zu befestigen: dass
Julie nur von Hume diess Märchen erfahren haben könne,
welches sie benutzt habe, um dem Grafen zu imponiren.
Trotz der wesentlichen Einwendungen aus innern Gründen
und trotz der Versicherung, dass äusserlich keine Verbindung
zwischen Hume und Julie bestehe, beharrte sie bei
ihrem Glauben, und damit beruhigte sich schliesslich auch
die „höhere Gesellschaft44 vollkommen. Ich dagegen bin der
Meinung, dass auch in diesem Falle, — die genaue
Wahrheit des Factischen vorausgesetzt, — die


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