Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 448
(PDF, 158 MB)
Bibliographische Information
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448 Psychische Studien. VI. Jahrg. 10. lieft. (October 1879.)

Dass der Dichter in diesen Zeilen nicht seinen eignen
Glauben aussprechen wollte, sondern den Aberglauben seiner
Zeit, versteht sich von selbst. Dass er es geistreich und
kurz erschöpfend gethan, dafür war er der tiefschauende
Dichtergenius. Für ihn selbst aber war das Jenseits „ein
unbekanntes Land", aus welchem „noch kein Sterblicher je
zurückgekehrt, um Kunde von ihm zu bringen"; — der hergebrachte
, aber völlg grundlose und übereilte negative
Aberglaube der „Aufgeklärten", mit dem sie noch jetzt behaftet
sind und welchem kritisch näher zu treten der Dichter
keine Veranlassung fand, so wenig wie seine meisten Zeitgenossen
, (wo merkwürdiger Weise vielleicht nur Wieland
auszunehmen wäre!)

Was Hegel über das „Jenseits" persönlich glaubte oder
fühlte, ist schwer zu entscheiden. Speculativ war ihm der
Gegensatz des Jenseits und Diesseits eine aufzuhebende
blosse Verstandes kategorie. Diess wäre an sich vortrefflich
gewesen und bliebe in anderer Gestalt festzustellen.
Aber als entschiedener Anti-Individualist lässt Hegel den
endlichen Geist, das Individuum, im unendlich „übergreifenden
" absoluten Geiste so entstehen wie untergehen. Damit
hat er die Stätte und den Schauplatz für em „jenseitiges
" Geisterreich sich entzogen. Das Diesseits, die
Gegenwart umfasst und enthält ihm Alles.

Damit im Gegensatze haben zwei der tiefsinnigsten
Geister unserer nächsten Vergangenheit, Franz von Baader
und, durch ihn angeregt, SchelUng in seiner späteren Periode,
uns das Jenseits zurückgegeben, ohne im Geringsten damit
dem alten Dualismus zu verfallen; — und mittelbar
dadurch auch das Recht des ,,G eisterglaubens", ohne dass
ihnen (wie es jetzt geschieht) der Vorwurf einer speculativen
Glaubensseligkeit desshalb gemacht worden wäre. Sie sind
vielmehr Wissende zu nennen; denn sie haben die Erfahrung
nicht übersprungen. Da nun vollends nach den
Ermittlungen der Gegenwart die Thatsächlichkeit
solcher Dinge kaum mehr abzuläilgnen sein möchte: so
wird man sich entschliessen müssen, im ganzen Zusammenhange
einer Geistertheorie auch von jenen unheimlichen
Phänomenen Act zu nehmen und zugleich die Ueberzahl derselben
nach ihrer iiinern Bedeutung nicht zu übersehen.
Darum gehört auch diese Frage recht eigentlich hinein in
eine ethische Betrachtung des ganzen Gegenstandes,
wie sie hier uns beschäftigt.

Wer nach dem Tode auch nur die erste Vorstufe des
höhern Daseins betreten und schon einen Vorgenuss jener
seligen Ruhe gewonnen hat, welche dort den Frommen er-


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