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I. H. v. Ficlite; Spiritualistische Memorabttien. 449
wartet: Der blickt sicherlich, nicht mehr zurück auf die
verlassene, ihm fremd gewordene Lebensstufe der Turbulenz
und Unruhe, die hier ihn umgab, es sei denn, dass ihm der
Auftrag wird, den in den Kämpfen des Diesseits noch Eingefallenen
beizustehen, oder wenn er durch tiefen Seelendrang
zu den Seinigen hinabgezogen wird; denn gerade dort
hört die Liebe nicht auf. An Beispielen von Erweisungen
solcher Art, den höchsten und segensvollsten, lässt es die
Geschichte des Spiritualismus aus älterer wie neuerer Zeit
nicht fehlen. Sie vollenden erst und krönen das Ganze,
indem jene Ahnungen" de^ Menschengeistes, die wir
in einem früheren Abschnitt charakterisirten, hier die volle
Bestätigung, gleichsam auf jene Fragen die Antwort
finden können.
Darum nur ihretwegen und um aller der Folgen willen,
die für das Leben wie selbst für die Wissenschaft aus
dieser Erkenntniss sich ergeben, verlohnt es sich der Mühe,
jetzt auch dem erneuerten Spiritualismus näher zu treten.
Diess war auch und bleibt noch immer die einzige Absicht
meiner Bemühungen am die Sache, was ich schon so
entschieden als möglich in meiner Schrift über den „neuern
Spiritualismus" ausgesprochen habe. (Und darüber wird vielleicht
noch in einem folgenden Abschnitt gegenwärtiger Mittheilungen
weiter zu verhandeln sein.) Dennoch muss ich
besorgen, dass dieser Umschwung, von welchem ich hoffte,
dass er gerade in Deutschland durch deutsche Wissenschaft
sich vollziehen möchte, verabsäumt werde und auch,
hier, wie anderswo, in umständlichen Beschäftigungen mit
werthlosen .Nebendingen sich verflache. Es sind endlose und
nicht zu entscheidende Controversen über Täuschung oder
Wahrheit in Betreff des äusserlich Factischen, über Taschenspielerei
oder natürliche Entstehung und Aehnliches. Diess
kann aber nur Zeugniss dafür geben, auf eine wie tiefe
Stufe des Werthes die ernste Angelegenheit herabgesunken
ist. Wenn es gilt, den höhern geistigen Gehalt einer me-
diumistischen Mittheilung nach ihrer Wahrheit oder Unwahrheit
zu beurtheilen: so entscheiden nicht jene ausser-
lichen Cautelen fast polizeilicher Art, wie sie angewendet
werden, sondern die Vernunft und das ethische Urtheil,
das sittliche Gewissen hat die Entscheidung zu fällen.
Sind nun auch in den gewöhnlichen Mittheilungen
solcher Art manchmal wirkliche Geistermanifestationen zu
entdecken, wie ich in bestimmten Fällen, je nach ihrem
Inhalt und ihrer Beschaffenheit, nicht bestreiten will: so
sind sie doch zu allermeist ihrem geistigen Gehalte nach so
dürftig und trivial bis zur Abgeschmacktheit herab, dass
Psychische Studien. Octobcr 1S79. 29
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