Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 466
(PDF, 158 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0496
466 Psychische Studien. VI. Jahrg. 10. Heft. (October 1879.)

Kant hielt seit 1770, nachdem weder der Wölpsche
Dogmatismus (Leibniz erwihnt Kant dabei gar nicht), noch
der Hume^che Skepticismus zu einem haltbaren Ergebniss
geführt haben, den kritischen "Weg der Philosophie für den
allein noch offenstehenden. Seiner eigenen vorkritischen
Schriften gedenkt er gar nicht mehr, als ob er sie nie, so
hoch sie gerühmt waren, geschrieben hätte.

Er will einen völlig neuen Weg einschlagen. Andere
mögen den von ihm gezeigten und betretenen Fuszsteig zur
Heerstrasse machen, damit, was viele Jahrhunderte nicht zu
leisten vermocht hätten, noch vor Ablauf des gegenwärtigen
erreicht werden möge.*) Die Umwälzung soll damit vollbracht
werden, dass man die Annahme fallen lasse, alle
unsere Erkenntniss müsse sich nach den Gegenständen
richten. Wir würden mit der Metaphysik besser fortkommen
durch die Annahme, dass die Gegenstände sich nach unserer
Erkenntniss richten müssen. Diese Behauptung kann doch
nur den Sinn haben, dass es apriorische Erkenntniss gebe,
die Alles zu bestimmen und damit zu beherrschen habe,
was uns von Gegenständen empirisch gegeben werde. Mit
dieser Kühnheit steht es aber gleich am Anfang schon schief,
weil Kant auch die apriorische Erkenntniss für erworben
erklären, also zeitlich das Aposteriorische dem Apriorischen
(im Bewusstsein) vorausgehen lassen muss. Kant dreht sich
gleich hier in einem fehlerhaften Zirkel, das Apriorische
zum Allbestimmenden des Empirischen zu machen, da es
doch selbst als Erworbenes Empirisches zur Voraussetzung
hat. Die Anlage zu dieser Erwerbung ist nach Kant dem
Menschen angeboren, aber die Anlage als Möglichkeit apriorischer
Erkenntniss, wTenn man letztere zugiebt, kann doch
nicht als solche schon das Allbestimmende des Empirischen
sein, womit ja nach Kant alle unsere Erkenntniss anfängt
(wenn nach ihm auch nicht alle aus ihr entspringt).**)

sorgfältigen Prüfung. Nicht was Kant glaubte, — er glaubte Gott,
Freiheit und Unsterblichkeit, — sondern was er zu wissen behauptete,
ist für uns die Frage, d h. ob er sein angebliches Wissen befriedigend
zu begründen vermochte: ein angebliches Wissen, das über das Sub-
jeetive nicht hinauszukommen scheint.

*) Bei aller Bescheidenheit fehlt es Kant nicht an enormer Kühnheit
. Der Erste, der es versuchte, seinen „Fuszsteig" zur Heerstrasse
zu machen, /. ti. lichte, kam schlecht bei ihm an, aber jeder andere
selbständige Versuch würde das gleiche Schicksal erfahren haben.
Es gab nach ihm bisher keinen klassischen Philosophen, aber er beansprucht
indirekt, der klassische Philosoph zu sein, den man nur
degant copiren, aber nicht überschreiten kann. Kant reagirt gegen
Leibniz, und doch ist Leibniz in ihm nur zum Theii latent geworden,
nicht ausgetilgt.

**) Wenn das Empirische, das unseren Sinnen Gegebene, nach
Kant in sich formlos wäre und erst durch unsere apriorischen Kate-


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