Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 467
(PDF, 158 MB)
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Prof. Dr. Fr. Hoffmann: Immanuel Kant's Unsterblichkeitslehre. 467

Kant unterscheidet in dem menschlichen Bewusstsein
drei Hauptformen alles Erkennens: Sinnlichkeit (Vermögen
der Anschauung), Verstand (Vermögen der Regeln) und
Vernunft (Vermögen der Principien). *) Die Sinnlichkeit
bietet nur aposteriorische (empirische) Erscheinungen,
die wohl "Wesen (Dinge an sich) voraussetzen, als Ursachen
der Erscheinungen, deren Erkenntniss aber dem Menschen
versagt ist. Zeit und Raum sind apriorische Anschauungen.
Der Verstand bildet und bietet eine Totalität apriorischer
Erkenntnissformen, die als formell nur Anwendung auf das
Sinnliche (und die bloss regulativen Vernunftideen?) in
keiner Weise aber auf übersinnliche Objecte ermöglichen
und zulassen. Alles Sinnliche, welches uns als formloser
Stoff geboten wird, fassen wir spontan durch die apriorischen
Kategorien als formbildende Akte des Verstandes
auf und bestimmen (formen) durch sie dieselben. Erfahrungswissenschaft
kommt also nur zu Stande durch Anwendung
der apriorischen Verstandeskategorien auf die
durch die Sinne gegebenen Erscheinungen und die Bestimmung
dieser durch jene. Darüber hinaus gibt es keine
wirkliche Erkenntniss. Hieraus folgte nun für Kant, dass
es keine theoretisch gültigen Beweise für das Dasein Gottes,
der Seele als einfachen unsterblichen Wesens und der Freiheit
des Willens gebe, aber auch keine gültigen Gegenbeweise
, weil alles Uebersinnliche als nicht seinem Sein,
aber seinem Wesen nach unerkennbar weder beweisbar noch
widerlegbar sei.**) Die Vernunft bilde wohl nothwendig
die Idee von Gott (Ideal der Vernunft), Seele, Freiheit,

gorien geformt würde, so müsste es in sich geistlos, nicht vom Geist
hervorgebracht und durehwaltet sein. Und doch sollen die Dinge an
sich die Ursachen der Erscheinungen sein. Welche Fragen Hessen
sich daran knüpfen, die Kant nicht zu beantworten vermöchte!
*) Vergl. H. Wölfl9s Werke. S. 160.

**) Es ist daher nicht richtig, wenn H. Wölfl (Spek. Rationalismus
, p. XV und 229) sagt, es stehe in der Kr. d. r. Vernunft: Es ist
kein Gott. Es steht darin allerdings, es gebe keinen theoretisch
gültigen Beweis für das Dasein Gottes, und diess ist nicht einzuräumen,
aber es ist doch nicht identisch mit der positiven Behauptung, dass
Gott nicht sei. H. Wolfis Realismus, den er ausdrücklich Naturalismus
nennt, kennt nur ungeschaffene ewig seiende materielle Atome
und unmaterielle Seelen, aber Gott ist ihm nicht Gegenstand des Erkenntnisses
, sondern nur des Glaubens. (L. c. S. 310.) Und wie
stimmt mit dem Obigen zusammen, was Wölfl S. 113 sagt, dass Kant
seiner Ueberzeugung vom Dasein Gottes nie untreu geworden sei,
indem er es in seiner Kritik der praktischen Vernuntt zu beweisen
versucht habe? Konnte Kant sagen, es sei kein Gott und doch überzeugt
sein, dass Gott sei? Kant räumte nicht ein, dass aus seiner
(vermeintlichen) Nichtbeweisbarkeit des Daseins Gottes die Nicht-
existenz Gottes folge.

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