Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 486
(PDF, 158 MB)
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486 Psychische Studien. VI. Jahrg. 11. Heft. (November 1879.)

auch nach ihr nur, wenn ihn eben ein äusserer Anlass oder
ein innerer Antrieb dazu bestimmte.

Ein besonderes Interesse hegte er auch für die Astronomie
. Zwar mangelte ihm, um sie wissenschaftlich betreiben
zu können, eine gründliche Kenntniss der Mathematik
; aber bei seinem mächtigen Verlangen nach höherer
Erkenntniss zog ihn doch die Tiefe des gestirnten Himmels
unwiderstehlich an, und so suchte er wenigstens mittelst
künstlicher Steigerung des Sehvermögens in die Geheimnisse
des Weltbaues gleichsam thatsächlich einzudringen. Er
verfertigte sich dazu anfänglich selbst einen grossen, freilich
ziemlich primitiv gerathenen, jedoch ganz brauchbaren Tubus
und war später auch so glücklich, in den Besitz eines guten
Fernrohres von Steinheil zu gelangen.

So war Lorber bereits in das vierzigste Lebensjahr vorgerückt
, ohne sich irgend eine feste Stellung errungen zu
haben. Nun ging ihm aber aus Triest die unerwartete
Aufforderung zu, unter recht annehmbaren Bedingungen
dort eine zweite Capellmeistersttlle zu übernehmen. Er
ging darauf ein und traf alle Vorbereitungen zur Abreise;
allein sein Leben nahm nun plötzlich eine ganz andere
Wendung. Er hatte am 15. März j 840 um 6 Uhr früh, —
so erzählte er nachher seinen Freunden, — eben sein
Morgengebet verrichtet und war im Begriffe, das Bett zu
verlassen; da hörte er in der Gegend seiües Herzens innerlich
eine Stimme ertönen, die ihm zuriei: „Steh* auf, nimm
Deinen Grifrel und schreibe!" — Er gehorchte diesem geheimnissvollen
Rufe sogleich, lehnte die Anstellung in Triest
wieder ab und diente, von dieser Stunde angefangen, durch
eine Reihe von mehr als vierundzwanzig Jahren und bis zu
seinem Tode dieser mysteriösen Einflüsterung als emsiger
Schreiber, indem er sich demüthig einen „Knecht des Herrn"
nannte.

Er begann sein tägliches Schreibgeschäft gewöhnlich
gleich Morgens schon vor dem Frühstück, welches er in
seinem Eifer nicht selten unberührt stehen Hess. Dabei
sass er, meistens mit einer Mütze auf dem Kopfe, an einem
kleinen Tischchen, im Winter knapp neben dem Ofen, und
führte, ganz in sich gekehrt, mässig schnell, aber ohne je
eine Pause des Nachdenkens zu machen oder etwas zu
verbessern, ununterbrochen die Feder wie Jemand, dem von
einem Andern etwas dictirt wird. Er äusserte, er fühle die
ihm einsagende Stimme links in der Brust und habe im
Augenblicke des Vernehmens derselben auch die bildliche
Anschauung des Gehörten. Nach seiner Aussage theilte er
das innerlich Vernommene aber noch leichter mit, wenn er
es einem Anderen dictiren konnte, und in der That sagte


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