Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 516
(PDF, 158 MB)
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516 Psychische Studien. VI. Jahrg. 11. Heft. (November 1879.)

keine Freiheit sei, weil unmöglich, dass das Wahre, Gute
und Schöne nur Täuschung, Betrug und Lüge sei. Diess
wäre es, wenn Freiheit nicht wäre. Ein Gott, der gewusst
werden könnte, wäre gar kein Gott. Gott kann nicht gewusst
, sondern nur geglaubt werden. Ein nur künstlicher
Glaube an Ihn (wie der Gott nach Kant, R.) ist aber auch
ein unmöglicher Glaube; denn er hebt, insofern er bloss
künstlich sein will oder bloss wissenschaftlich oder rein spekulativ
, den natürlichen Glauben, und somit sich selbst als
Glauben, folglich den ganzen Theismus auf.*)

„Mit dem Schöpfer geht dem Menschen nothwendig auch
die ganze Schöpfung unter. Beider Schicksale sind in seinem
Geiste unzertrennlich. Wird in seinem Geiste Gott ihm
zum Gespenst, dann alsbald auch die Natur, dann sofort
auch der eigene Geist. Denn das ist der Geist des Menschen,
dass er Gott erkennt (also doch! R), ihn wahrnimmt, ahnet
in der Natur, anbetet im Ganzen. Das ist seine Vernunft,
dass ihm das Dasein eines Gottes offenbarer und gewisser
als das eigene ist. Kein endliches Wesen hat sein Leben
in ihm selbst und nicht von ihm selbst. Die menschliche
Vernunft ist zu betrachten einerseits als Wahrnehmungsvermögen
eines ausser und über dem Menschen vorhandenen
Göttlichen, andererseits als Wahrnehmungsvermögen cmes
im Menschen vorhandenen Göttlichen und als dieses Göttliche
selbst. • Wäre nicht das vernünftige Wesen ursprünglich
göttlicl er Natur, so würde es auf keine Art und Weise,
weder zu emer wahren Erkenntniss, noch zu einer wahren
Liebe Gottes gelangen können.

„Ein Sein ohne Selbstsein ist durchaus unmöglich, wie
Selbstsein ohne Bewusstsein, Bewusstsein ohne Selbstbe-
wusstsein, ohne Persönlichkeit, ohne Substantialität unmöglich
ist. Gott ist nicht, wenn er nicht ein Geist ist, und er
ist nicht Geist, wenn ihm Selbstbewusstsein, Substantialität
und Persönlichkeit mangelt."

*) Ein Gott, der von uns nicht gewusst werden könnte, wäre
überhaupt nicht ttir uns. Auch die leiseste Ahnung von Gott wäre
noch immer eine Wissensweise, wenn auch ein Minimum des Wissens
von ihm. Man sollte nur sagen, ein Gott, der von Geschöpfen auserkannt
, ausergründet werden könnte, wäre kein Gott, weil Gott allein
sich ausergründet und das Geschöpf Gott sein oder werden können
müsste, um Gott vollendet zu erkennen, wie Gott sich erkennt.

(Schluss folgt.)


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