Freiburger historische Bestände - digital

42 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 1. lieft (Januar 1881.)

der lüsternen Sinne gelungen. Die eigne Controlle wurde
durch den Glanz der verführerischen Gelegenheit, durch
echte und nicht mechanisch unterstützte Manifestationen ge-
wissermaassen unterdrückt, und das Werk böser Influenzen
fand Spielraum, die frühern herrlichen Resultate seltner Begabung
zu verderben. Die eitle Prunksucht und Selbstbewunderung
, durch Photographien in alien möglichen Attitüden
zur Schau gestellt (ä la Theaterhelden), war mir schon
längst zuwider; aber ein verziehendes Publikum ist
mit verantwortlich für solche Entartungen. Eine
reiche Dame, Mrs. Hart-Davies, übergab in zügelloser Schwärmerei
für die Fletcher's denselben nicht allein ihre Schätze,
sondern Hess ihre Erbschaft, an 100,000 (Livre Sterling)
ihnen gesetzlich zuschreiben, — bis sie endlich zu einer andern
Auffassung kam, oder gebracht wurde, und die Fie(cherJ$
wegen Betrugs verklagte, was zunächst die Auslieferung der
Werthsachen zur Folge hatte. Natürlich erkundigte ich
mich über Nebenumstände und erfuhr bald, dass die ganze
betreffende Gruppe dieses merkwürdigen Dramas eine Art
Konfusion in moralischen Grundsätzen (z. B. bezüglich
JFree-Love, freie Liebe (nach natürlicher Wahl) zeigt, so
dass es nur begreiflich schien, wie ich gestern hörte, die
Sache solle niedergeschlagen werden.

Soeben komme ich (10. Dec.) von der zweiten Verhandlung
, wo dieser-Entschluss mitgetheilt, aber zugleich angezeigt
wurde, dass „the Crown", also das Governement, die
Sache in die Hand nimmt, und so dürfen wir wohl einem
der grossartigsten Hexenprocesse entgegensehen, wie die
Geschichte sie aufzuweisen hat. Ich gratulire zu Ihrer
Taktik, Mediumprocesse mit äusserster Vorsicht zu behandeln
.*)

Ihr ergebener

Chr. Meimers.

*) Nicht zu behandeln, denn das haben nur die Richter in der
Hand, wohl aber zu beurtheilen. — Wir werden nach Schluss des
Processes selbst auf den Inhalt desselben zurückkommen und das Wesentliche
davon unseren Lesern getreu mittheilen, damit sie sich ein vollkommenes
Bild von der ganzen Sachlage entwerfen können. Wir bemerken
, dass der erste Eindruck einer solchen Anklage und Verhandlung
über ein Medium stets ein höchst ungünstiger für dasselbe ist,
wie es ja bei Stade vor demselben Gerichtshöfe aucii der Fall war, und
erst durch genaie Kenntnissnahme aller den Fall begleitenden Nebenumstände
in das richtige Urtheil umgestimmt werden kann. — Vergl.
November-Heft 1880, 8. 518, Anm. — Die Red.