Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 47
(PDF, 157 MB)
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Kurze Notizen.

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Laladß, ein Geschenk von 18.310 .Rupien gemacht wurde,
in Anbetracht seines heiligen Eifers und seines grossartigen
improvisatorischen Talents. Dieser Gattu Laladji kam einst
zu Monier Williams, dem Autor des Artikels im „Athenaeum",
dem wir diese Mittheilung entnehmen; er war von drei
Schreibern begleitet und erbot sich, sechs Gedichte, in
sechs verschiedenen Versmaassen über sechs verschiedene
Gegenstände, gleichviel welcher Art, zu improvisiren. Man
bat ihn, nur über drei Gegenstünde in drei sehr schwierigen
Yersmaassen zu sprechen; ohne eine Sekunde zu zögern,
dictirte er den drei Schreibern mit grösbter Geschwindigkeit
die drei verlangten Gedichte. Diese Improvisatoren werden
„Sighra-Kavis" oder „Assu-Kavis" genannt. Diese Fähigkeit,
zu improvisiren, stammt jedoch keineswegs stets*) aus einer
angeborenen poetischen .Ader \ sie ist vielmehr meistens Sache
des Gedächtnisses, das bei den Hindus sehr entwickelt ist.
Es giebt in ihrer Sprache sogar ein Wort zur Bezeichnung
Derjenigen, welche sich zur selben Zeit mit 30 verschiedenen
Dingen beschäftigen können; es heisst: „Trinsantavadhani".
Es giebt auch „Satavadhani", d. h. Menschen, die auf 100
verschiedene Dinge zugleich ihre Aufmerksamkeit richten,
so z. B. zu gleicher Zeit Schach spielen, Verse machen,
Yerse recitiren, Rechenaufgaben lösen tu s. w. können. Die
„Achtavadhanis", welche achterlei auf einmal machen können,
sind ganz gemein; eins ihrer Kunststücke ist: jede von acht
Personen der Eeihe nach je ein Wort von acht Sätzen in
stets einem anderen Dialekt sagen zu lassen und, wenn der
achte dab letzte Wort gesprochen, sämmtliche acht Sätze,
jeden in seinem Idiom, zu wiederholen. („Tour du Monde")
— Wir können nur bewundern, was für seichte Erklärungen
der ursprüngliche Mittheiler dem denkenden europäischen
Publikum in psychologischer Hinsicht zu bieten wagt. Wir
haben doch wahrlich in Deutschland Leute von eminentem
Gedächtniss; — aber man zeige uns Einen von ihnen, der
das leistete, was so ein Hindu-Medium (dass wir es aussprechen
) in seiner Inspiration oder geistigen Besessenheit
zu thun vermag. Als ob ein Improvisator nur mit dem
guten Gedächtniss arbeitete! Im Gegentheil, er befindet
sich in einem Zustande, in dem er sich absolut an nichts
erinnert, sondern in dem ihm die Gedanken und Worte wie
hellleuchtende "V isionen vorschweben, die er nur mechanisch
abzulesen braucht. Das ist Mediumismus, aber kein blosser
Gedächtnisskram.

) Also doch wohl zuweilen?

Die Bed.


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