Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 130
(PDF, 157 MB)
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130 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 3. Heft. (Marz 1881.)

heisst. Diese Anwendung der Reflexion ist es allein, welche
uns nicht mehr bei der Erscheinung stehen bleiben lässt,
sondern hinüberführt zum Ding an sich. Erscheinung heisst
Vorstellung und weiter nichts; alle Vorstellung, welcher
Art sie auch sei, alles Objekt ist Erscheinung. Ding an
sich aber allein ist der Wille: als solcher ist er durchaus
nicht Vorstellung, sondern toto gcncrc von Ihr verschieden:
er ist es, wovon alle Vorstellung, alles Objekt, die Erscheinung
, die Sichtbarkeit, die Objektivität ist. Er ist
das Innerste, der Kern jedes Einzelnen, und ebenso des
Ganzen: er erscheint in jeder blindwirkenden Naturkraft;
er auch erscheint im überlegten Handeln des Menschen;
welcher beiden grosse Verschiedenheit doch nur den Grad
des Erscheinens, nicht das Wesen des Erscheinenden trifft.

„Der Wille tritt in seiner Erscheinung und den Stufen
derselben in wesentliche Entzweiung mit sich selbst. Daher
sehen wir in der Natur überall Streit, Kampf und
Wechsel des Siegs. Jede Stufe der Objektivation des
Willens macht der andern die Materie, den Raum, die
Zeit streitig. Beständig muss die beharrende Materie die
.Form wechseln, indem, am Leitfaden der Causalität, mechanische
, physische, chemische, organische Erscheinungen,
sich gierig zum Hervortreten drängend, einander die Materie
entreissen, da jede ihre Ideen offenbaren will. Durch die
gesamrate Natur lässt sich dieser Streit verfolgen, ja, sie
besteht eben wieder nur durch ihn. Dieser Streit ist selbst
nur die Offenbarung der dem Willen wesentlichen Entzweiung
mit sich selbst. Aller Wille ist hungrig und muss
an sich selbst zehren, weil ausser ihm nichts da ist. Der
Charakter jedes einzelnen Menschen kann als eine besondere
Idee angesehen werden, entsprechend dem eigentümlichen
Objektivationsakt des Willens. Dieser Akt selbst
wäre dann sein intelligenter Charakter, sein empirischer
aber die Erscheinung desselben. Der empirische Charakter
ist ganz und gar durch den intelligiblen, der grundloser,
d. *h. als Ding an sich dem Satz vom Grunde nicht unterworfener
Wille ist, bestimmt. Der empirische Charakter
muss in seinem Lebenslauf das Abbild des intelligiblen
liefern, und kann nicht anders ausfallen, als das Wesen
dieses es erfordert. Zum Wesen des Willens gehört Abwesenheit
des Zieles, aller Grenzen, weil es ein endloses
Streben ist. Jedes erreichte Ziel ist wieder Anlang einer
neuen Laufbahn und so ins Unendliche. Der Wille weiss,
wo ihn die Erkenntniss beleuchtet, stets was er jetzt, was
er hier will; nie aber, was er überhaupt will. Jeder einzelne
Akt hat seinen Zweck, das gesammte Wollen keinen.


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