Freiburger historische Bestände - digital

140 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1881.)

in physiologischen wie psychologischen Fragen wie die vorliegende
gründlich irren könnte. Muss er doch selbst bekennen
, dass in neuerer Zeit der sog. thierische Magnetismus
aus seinem Mystizismus herausgetreten sei, indem ihn
die experimentelle Nervenphysiologie in die Hände genommen
habe. Doch wohl nicht, um ihn zu viviseciren und zu stran-
guliren, sondern in seinen realen Leben<4msserungen experimentell
zu beobachten. Das hohe Alter desselben führt den
Hecensenten wie den Verfasser, welche doch hoido wissen,
dass magnetische Kuren schon vor Christas stattfanden, nicht
zu der Uebcrzeugung, dass sie es hier mit etwas im Wesen
des Menschen selbst Wurzelndem zu thun haben; sondern
nur zu lauter Mystieismus, Gaunerei, eigennützigen Zwecken
u. dergl. Man pflegt zu sagen, wie die äussere und innere
Brille eines Menschen gefärbt ist, in dem Lichte sieht er
die Dinge. Der Polizist sieht nur lauter Gaunerei und Betrug
. Agrippa, Paracelsus, William Morwell um 1590, Ferdinand
Santanelli, 1??3 Prof. der Medizin in Neapel und
Herausgeber einer „geheimen Philosophie oder magisch-magnetischen
Heilkunde" stehen ihm auf ganz gleicher Linie
wie ein Anton Mesmer, der Teufelsbanner Gassner, der Taschenspieler
Ledru, der Monddoktor Weissleder, der Todtenerwecker
Schröpf er, der Graf Cagliostro und selbst der ehrwürdige
Johann Caspar Lnvater. Noch niemals ist uns eine oberflächlichere
Unterscheidung und Characteristik von Personen
vorgekommen! Der Hen Polizeirath sperrt sie alle ohne
Unterschied in einen Kerker zusammen. Der priesterliche
Fürst Hohenlohe-Waldenburg-Schillin ff sßr st mit seinen angeblich
mystischen Umtrieben der zwanziger Jahre unseres
Jahrhunderts wie der edle Graf Szapary mit seinem „Katechismus
des Vitalniagnotismus" von 1845 gehören m derselben
verdächtigen und hinter Schloss und Riegel seines
Polizeiwerkes gesetzten Gaunerbande. Und nun kommt er
— risum teneatis, amici! — auf den neuesten Magnetiseur
Hansen zu sprechen, von dem er nichts Gravirenderes kennt
als dessen Wiener Skandal-Prozess mit dem famosen Chemiker
Heinrich Fischer. Selbstverständlich ist nur dieser der
allein glaubwürdige TheiL Und darauf hin verlangt der Verfasser
, — und Herr Dr. Karl MiUler reibt sich schon vor
Vergnügen die Hände dazu, — erstens Belehrung des Volkes
durch geeignete Aufsätze (wahrscheinlich Gaunergeschichten
wie die oben angedeuteten!) — zweitens, dass die Staatsgewalt
aufgefordert werde, eine „wissenschaftliche" Polizei
zu begründen, (wir schlagen Herrn Ave-Laliemani sogleich
als ausübenden Präsidenten derselben vor!) welche den Ausgeburten
des Mysticismus in allen seinen Schlupfwinkeln ent«

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