Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 169
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1881/0177
Prof. Hoffmann: Schopenhauer'» Stellung z. Unsterblichkeitsfrage. L69

„Der mögliche, aber nur als Ausnahme zu betrachtende
Uebergang von der gemeinen Erkenntniss einzelner Dinge,
die nur auf die Relationen der Objekte geht, zur Erkennt-
niss der Idee geschieht plötzlich, indem die Erkenntniss
sich von dem Dienste des Willens losreisst, eben dadurch
das Subjekt aufhört, ein bloss individuelles zu sein und
jetzt reines, willenloses Subjekt der Erkenntniss ist, welches
nicht mehr dem Satze vom Grunde gemäss, den Relationen
nachgeht, sondern in fester Contemplation des dargebotenen
Objekts, ausser seinem Zusammenhange mit irgend andern
ruht und aufgeht.

„Wer den Willen von der Idee und diese von ihrer
Erscheinung zu unterscheiden weiss, dem werden die Weltbegebenheiten
nur roch, insofern sie die Buchstaben sind,
aus denen die Idea des Menschen sich lesen lässt, Bedeutung
haben, nicht aber an und für sich. Er wird nicht
mit den Leuten glauben, dass die Zeit etwas wirklich
Neues und Bedeutsames hervorbringe, dass durch sie oder
in ihr etwas schlechthin Reales zum Dasein gelange, oder
gar sie selbst als ein Ganzes Anfang und Ende, Plan und
Entwicklung habe und etwa zum letzten Ziele die höchste
Vollkommenheit des letzten, 30 Jahre lebenden Geschlechtes.
Die Quelle, aus der die Individuen und ihre Kräfte fliessen,
ist unerschöpflich und unendlich wie Zeit und Raum: denn
jene sind eben wie diese Formen aller Erscheinung, doch
auch nur Erscheinung, Sichtbarkeit des Willens. Jene
unendliche Quelle kann kein endliches Maass erschöpfen:
daher steht jeder im Keime erstickten Begebenheit oder
jedem Werk zur Wiederkehr noch immer die unverminderte
Unendlichkeit offen. In dieser Welt ist so wenig wahrer
Verlust als wahrer Gewinn möglich. Der Wille allein ist:
er, das Ding an sich, er, die Quelle aller Erscheinungen.
Seine Selbsterkenntniss und darauf sich entscheidende Bejahung
oder Verneinung ist die einzige Begebenheit an sich.

„Dalier giebt es keine praktische Philosophie in dem
Sinn, dass sie eine Anleitung zum Handeln wäre, zum
Umschaffen des Charakters. Alle Philosophie ist theoretisch,
indem es wesentlich ist, sich stets rein betrachtend zu
verhalten und zu lorschen, nicht vorzuschreiben. Die Tugend
wird so wenig gelehrt wie der Genius. Moralsysteme erwecken
nicht Tugendhafte, Edle und Heilige. Die Ethik
hat, da sie durchaus nur Theorie ist, keine Pflichtenlehre
aufzustellen, keine Vorschriften zu geben. Es gibt kein
unbedingtes Sollen. Man kann den Willen nicht frei nennen,
und doch ihm Gesetze vorschreiben, nach denen er wollen
soll. Das ist ein Widerspruch und nicht besser als ein
hölzernes Eisen.


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