Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 173
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1881/0181
Prof. Hoffmann: Schopenhauers Stellung z. Unsterblichkeitsfrage. 173

„Es ist unglaublich, wie nichts sagend und bedeutungslos
, von innen empfunden, das Leben der allermeisten
Menschen dahinfliesst. Es ist ein mattes Sehnen und
Quälen, ein träumerisches Tummeln durch die vier Lebensalter
hindurch zum Tode, unter Begleitung einer Reihe
trivialer Gedanken. Jedes Individuum, jedes Menschengesicht
und dessen Lebenslauf ist nur ein kurzer Traum mehr des
unendlichen Naturgeistes, des beharrlichen Willens zum
Leben, ist nur ein flüchtiges Gebilde mehr, das er spielend
hinzeichnet auf ein unendliches Blatt, Raum und Zeit, und
eine gegen diese verschwindend kleine Weile bestehen lässt,
dann auslischt, neuen Platz zu machen. Dennoch muss
jedes dieser flüchtigen Gebilde, dieser schaalen Einfälle,
vom ganzen Willen zum Leben, in aller seiner Heftigkeit,
mit vielen und tiefen Schmerzen und zuletzt mit einem
lange gefürchteten, endlich eintretenden bitteren Tode bezahlt
werden.

„Das Leben jedes Einzelnen ist, wenn man es im Ganzen
und Allgemeinen übersieht und nur die bedeutsamsten
Züge heraushebt, eigentlich immer ein Trauerspiel; aber
im Einzelnen durchgegangen, hat es den Charakter eines
Lustspiels. Jede Lebensgeschichte ist eine Leidensgeschichte,
und vielleicht würde Niemand am Ende seines Lebens,
wenn er besonnen und zugleich aufrichtig ist, wünschen,
es nochmals durchzumachen, sondern eher als das lieber
gänzliches Nichtsein erwählen. Der wesentliche Inhalt des
weltberühmten Monologs im Hamlet ist, wenn zusammen-
gefasst, dieser: Unser Zustand ist ein so elender, dass gänzliches
Nichtsein ihm vorzuziehen wäre. Wenn nun der
Selbstmord uns dieses wirklich darböte, so dass eine Alternative
: Sein oder Nichtsein im vollen Sinne des Wortes
vorläge, dann wäre er unbedingt zu erwählen als die höchst
wünschenswerthe Vollendung. Allein in uns ist etw^is, das
uns sagt, dem sei nicht so; es sei damit nicht aus, der
Tod sei keine absolute Vernichtung.

„Wenn man Jedem die entsetzlichen Qualen und Schmerzen
, denen das Leben beständig offen steht, vor die Augen
bringen wollte, so würde ihn Grausen ergreifen, und wenn
man den verstocktesten Optimisten durch die Krankheitshospitäler
, Lazarethe und chirurgischen Marterkammern, durch
die Gefängnisse, Folterkammern und Sklavenstätten, über
Schlachtfelder und Gerichtsstätten führen, dann alle die
finsteren Behausungen des Elends, wo es sich vor den
Blicken kalter Neugier verkriecht, ihm öffnen und zum
SchJuss ihn in den Hungerthurm ügolinds blicken lassen
wollte; so würde sicherlich zuletzt auch er einsehen, welcher


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1881/0181