Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 214
(PDF, 157 MB)
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214 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1881.)

mir zwar immer, den Fragenden begreiflich zu machen, dass
es für die intelligible Welt, zu Folge der verschiedenen
physikalischen Verhältnisse, nicht so leicht ist, Einfluss zu
nehmen, so wie es nur einigen Vögeln aus physikalischen
Gründen möglich ist, im Wasser zu leben. Es gelang mir,
auch ihnen begreiflich zu machen, dass es noch schwieriger
tür den Menschen ist, in die intelligible Welt hineinzuragen,
sowie es auch nur wenige fliegende Fische gibt. Woran ich
aber fast immer scheiterte, war der Versuch, die Discrepanz
der phänomenalen und intelligiblen Werthe klar zu machen.
Dass die Leiden des Menschen auch Lichtseiten haben, —
das wollen die Menschen nicht einsehen!! Insolange man
aber das nicht einsieht, ist die ganze phänomenale Welt,
die Existenz in Fleisch und Blut, ein unlösbares Räthsel,
an dessen Lösung die indische, Schopenliauer-Hartmami&okiQ
Philosophie nur streift, wenn sie das Loswerden des
Lebens als Lebenszweck hinstellt, was allerdings insoweit
richtig ist, als ein hoher Grad der Entwickelung das animalische
Bad überflüssig macht.

Die Geschichte berichtet uns einen interessanten Fall,
den Schutzgeist des Sokrates, und doch schützte er ihn
nicht vor der Verurtheilung, gleichgiitig ob diese eine Noth-
wendigkeit oder (vielleicht selbst wahrscheinlich) eine Erlösung
war. Ich hätte wenigstens gegen einen Todeskampf
in Form eines stark und schnell wirkenden Giftes wahrlich
nichts einzuwenden. Weit weniger gemüthlich war das
Schicksal der Jungfrau von Orleans; was waren die Ursachen
der Einwirkung, was die Folgen ihres Leidens?! Wir wissen
es nicht, aber ohne Entwicklungscapital ist diese Episode
an ihr gewiss nicht vorüber gegangen! So wie der Weizen,
um zu reifen, eine entsprechende Menge Wärme braucht,
gleichgiitig, ob sie ihm in etwas längerer oder kürzerer
Zeit verabreicht wird, so scheinen auch wir ohne Leiden
die nothwendige Läuterung und Eeife nicht erreichen zu
können.

Wenn man über den eigenen Lebenslauf objectiv nachdenkt
, so gelangt man bald zur Ueberzeugung, dass die
hausbackene Existenz an Evolutionscapital nichts oder doch
sehr wenig liefert. Hätte sich bei mir der gewöhnliche,
natürliche Verlauf der Dinge eingestellt, so wäre mein Leben
mit Jagd, Wirthschaft, Musik, Politik und Geselligkeit ausgefüllt
worden, wie bei meinen Freunden; durch den häufigen
Wechsel meiner Lebensverhältnisse, durch die vielen
unangenehmen Erfahrungen, auf politischem und wirtschaftlichem
Gebiete und im Familienleben, durch die zahlreichen
Prüfungen, die ich theils siegreich, theils schlecht bestanden,


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