Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 221
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
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Prof» Hoffmann: Schopenhauers Stellung z. ünsterblfchkeitsfrage. 221

bei betheiligt ist. In dem auf den höchsten Grad gesteigerten
Bewusstsein, dem menschlichen, muss, wie die
Erkenn tniss, der Schmerz, die Freude, so auch der Egoismus
den höchsten Grad erreicht haben, und der durch ihn
bedingte Widerstreit der Individuen auf das Entsetzlichste
hervortreten. Dieses sehen wir denn auch überall vor
Augen, im Kleinen wie im Grossen, sehen es bald von
der schrecklichsten Seite, im Leben grosser Tyrannen und
Bösewichter und in weit verheerenden Kriegen, bald von
der lächerlichen Seite, wo es das Thema des Lustspiels ist
und ganz besonders im Eigendünkel und in der Eitelkeit
hervortritt: wir sehen es in der Weltgeschichte und in der
eigenen Erfahiung. Aber am deutlichsten tritt es hervor,
sobald irgend ein Haufen Menschen von allem Gesetz und
Ordnung entbunden ist: da zeigt sich sogleich aufs Deutlichste
das bittere omniu mcontra omnes. Es zeigt sich, wie
meist ein Jeder dem Andern zu entreissen sucht, was er
selbst haben will; sondern sogar oft Einer, um sein Wohlsein
durch einen unbedeutenden Zuwachs zu vermehren, das
ganze Glück oder Leben des Andern zerstört. Diess ist
der höchste Ausdruck des Egoismus, dessen Erscheinungen,
in dieser Hinsicht, nur noch übertroffen werden von denen
der eigentlichen Bosheit, die ganz uneigennützig den Schaden
und Schmerz Anderer, ohne allen Vortheil sucht.

„Die Welt stellt sich der Erkenntniss, so wie sie, dem
Willen zu seinem Dienste entsprossen, dem Individuo als
solchem wird, nicht so dar, wie sie dem Forscher zuletzt
sich enthüllt als die Objektivität des einigen und alleinigen
Willens zum Leben, der er selbst ist: sondern den Blick
des rohen Individuums trübt, wie die Inder sagen, der
Schleier der Maja: ihm zeigt sich statt des Dinges an sich
nur die Erscheinung in Raum und Zeit. So dicht aber auch
den Sinn des Bösen der Schleier der Maja umhüllt, so regt
sich im Innersten seines Bewusstseins die geheime Ahnung,
dass eine solche Ordnung der Dinge doch nur Erscheinung ist,
an sich aber es sich ganz anders verhält, dass, so sehr auch Zeit
und Raum ihn von anderen Individuen und deren unzählbaren
Qualen, die sie leiden, ja durch ihn leiden, trennen und sie
ihm als ganz fremd darstellen, dennoch an sich, uiid abgesehen
von der Vorstellung und ihren Formen, der eine Wille zum
Leben es ist, der in ihnen allen erscheint, der hier, sich
selbst verkennend, gegen sich selbst seine Waffen wendet,
und indem er in einer seiner Erscheinungen gesteigertes Wohlsein
sucht, eben dadurch der anderen das grösste Leiden
auferlegt; und dass er, der Böse, eben dieser Wille ist,
er folglich nicht allein der Quäler, sondern eben er auch


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