Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 222
(PDF, 157 MB)
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222 Psychische Studien. Vllt. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1881.)

der Gequälte, von dessen Leiden ihn nur ein täuschender
Traum, dessen Form Zeit und Eaum ist, trennt und frei
hält, der aber dahinschwindet und er, der Wahrheit nach,
die Wollust mit der Qual bezahlen muss, und alles Leiden,
das er nur als möglich erkennt, ihn als den Willen zum
Leben wirklich trifft, indem nur für die Erkenntniss des
Individuums Möglichkeit und Wirklichkeit, Nähe und Ferne
der Zeit und des Raumes verbchiodeu sind, nicht so an sich.

„Diese Wahrheit hat ihren reinsten Ausdruck eben in
jener dunkel gefühlten, aber trostlosen Qual, die man Gewissensangst
nennt. Diese Gewissensangst entbpringt aber
ausserdem noch aus einer zweiten unmittelbaren Erkenntniss
, nämlich der der Stärke, mit welcher im bösen Indivi-
duo der Wille zum Leben sich bejaht, welche weit über
seine individuelle Erscheinung hinausgeht, bis zur gänzlichen
Verneinung desselben in fremden Individuen
erscheinenden Willens. An der Gewalt, mit welcher der
Böse das Leben bejaht, und die sich ihm darstellt an dem
Leiden, welches er über Andere verhängt, ermisst er die
Ferne, in welcher von ihm das Aufgeben und Verneinen
eben jenes Willens, die einzig mögliche Erlösung von der
Welt und ihrer QulI liegt. Die ächte Güte der Gesinnung
, die uneigennützige Tugend und der reine Edelmuth
gehen nicht von der abstrakten Erkenntniss aus, abei doch
von der Erkenntniss: nämlich von einer unmittelbaren und
intuitiven, die nicht wegzuraisonniren ist und nicht anzu-
raisonniren, von einer Erkenntniss, die eben, weil sie nicht
abstrakt jst, sich auch nicht mittheilen lässt, sondern Jedem
selbst aufgehen muss, die daher ihren eigentlichen adäquaten
Ausdruck nicht in Worten findet, sondern ganz allein in
Thaten, im Handeln, im Lebenslauf des Menschen.

„Die Zwischenstufe zwischen dem Bösen und der Güte
ist die Gerechtigkeit. Derjenige ist gerecht, welcher jene
bloss moralische Grenze zwischen Unrecht und Recht freiwillig
anerkennt und sie gelten lässt, folglich nie in der
Bejahung seines eigenen Willens bis zur Verneinung des
in einem andern Indivicluo sich darstellenden geht. Er
wird also nicht, um sein eigenes Wohlsein zu vermehren,
Leiden über Andere verhängen, d. h. er wird kein Verbrechen
begehen, wird die Rechte, wird das Eigenthum eines
Jeden respektiren. Wir sehen nun, dass einem solchen
Gerechten schon nicht mehr, wie dem Bösen, das principium
individuationis eine absolute Scheidewand ist, dass er nicht
wie jener, nur seine eigene Willenserscheinung bejaht und
alle andern verneint, dass ihm Andere nicht bloss Larven,
deren Wesen von dem seinigen ganz verschieden ist; sondern


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