Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 223
(PDF, 157 MB)
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Prof. Hoffmann: Schopenhauer^ Stellung z. ünsterbliehkeitsfrage. 223

durch seine Handlungsweise zeigt er an, dass er sein eigenes
Wesen, nämlich den Willen zum Leben als Ding an sich,
auch in der fremden, ihm bloss als Vorstellung gegebenen
Erscheinung, wiedererkennt, also sich selbst in jener
wiederfindet, bis auf einen gewissen Grad, nämlich den des
Nicht-Unrechtthuns, d. h. Nichtverletzens. In eben diesem
Grade nun durchschaut er das prineipium individuationis,
den Schleier der Maja: er setzt sofern das Wesen ausser
sich dem seinen gleich: er verletzt es nicht.

„In dieser Gerechtigkeit liegt schon der Vorsatz, in der
Bejahung des eigenen Willens nicht so weit zu gehen, dass
sie die fremden Willenserscheinungen verneint, indem sie
solche jenem zu dienen zwingt. Man wird daher ebensoviel
Andern leisten wollen , als man von ihnen geniesst. Der
höchste Grad der Gerechtigkeit der Gesinnung, welcher
aber immer schon mit der eigentlichen Güte, deren Charakter
nicht mehr bloss negativ ist, gepaart ist, geht so weit, dass
man seine Hechte auf ererbtes Eigenthum in Zweifel zieht,
den Leib nur durch eigene Kräfte erhalten will, jede fremde
Dienstleistung, jeden Luxus als einen Vorwurf empfindet
und zuletzt zur freiwilligen Armuth greift. Die freiwillige
Gerechtigkeit hat ihren innersten Ursprung in einem gewissen
Grad der Durchschauung des prineipium individua-
tionis, während in dieser der Ungerechte ganz und gar befangen
bleibt. Diese Durchschauung kann nicht nur in dem
hierzu erforderlichen, sondern auch in höherem Grade Statt
haben, welcher zum positiven Wohlwollen und Wohlthun,
zur Menschenliebe treibt: und diess kann geschehen, wie
stark und energisch an sich selbst der in solchem Individuum
erscheinende Wille sei. Immer kann diu Erkenntniss ihm
das Gleichgewicht halten, der Versuchung zum Unrecht
widerstehen lehren und selbst jeden Grad von Güte, von
Resignation hervorbringen. Also ist keineswegs der gu,te
Mensch für eine ursprünglich schwächere Willenserscheinung
als der Böse zu halten; sondern es ist die Erkenntniss,
welche in ihm den blinden Willensdrang bemeistert

„Aus der Durchsehauung des prineipii individuationis
geht im geringeren Grade die Gerechtigkeit, im höheren
die eigentliche Güte der Gesinnung hervor, welche sich als
reine, d. L uneigennützige Liebe gegen Andere zeigt. Wo
nun diese vollkommen wird, setzt sie das fremde Individuum
und sein Schicksal dem eigenen völlig gleich. Ist das
ganze Wohlsein oder Leben der Mehrzahl fremder Individuen
in Gefahr, so kann die Rücksicht darauf sogar die Bücksicht
auf das eigene Wohl überwiegen. In solchem Falle
wird der zur höchsten Güte und zum vollendeten Edelmuthe


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