Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 224
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1881/0232
224 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1881.)

gelangte Charakter sein "Wold und sein Leben gänzlich zum
Opfer bringen für das "Wohl vieler Anderen.

„Da aber dem Leben das Leiden wesentlich ist, da jeder
Wunsch aus dem Bedürfniss, einem Mangel, einem Leiden
hervorgeht, jede Befriedigung daher nur ein hinweggenomme-
ner Schmerz ist, kein gebrachtes positives Glück, wie das
Ende eines Uebels, so ist Alles, was auch Gütp, Liebe und
Edelmuth für Andere thun, immer nur Linderung ihrer Leiden,
und folglich ist, was sie bewegen kann zu guten Thaten und
Werken der Liebe, immer nur die Erkenntnis des fremden
Leidens aus dem eigenen unmittelbar verständlich und ihm
gleichgesetzt. Hieraus ergiebt sich, dass die reine Liebe
ihrer Natur nach Mitleid ist, welches sich in der aufrichtigen
Theilnahme an dem Wohl und Wehe der Andern und in
uneigennützigen Opfern zeigt. Ein Mensch, der in allen
Wesen sich, sein innerstes und wahres Selbst erkennt, muss
auch die endlosen Leiden alles Lebenden als die seinen betrachten
und so den Schmerz der ganzen Welt sich zueignen
. Ihm ist kein Leiden mehr fremd. Alle Qualen
der Andern, die er sieht, von denen er Kunde erhält, ja,
die er nur als möglich erkennt, wirken auf seinen Greise
wie seine eigenen. Es ist nicht mehr das wechselnde Wohl
und Wehe seiner eigenen Person, was er im Auge hai, sondern
Alles liegt ihm gleich nahe. Er erkennt das Ganze,
fosst das Wesen desselben auf und findet es in einem steten
Vergehen, nichtigen Streben, innerem Widerstreit und beständigen
Leiden begriffen, sieht, wohin er auch blickt, die
leidende Menschheit und die leidende Thierheit, und eine
hinschwindende Welt. Dieses Alles liegt ihm jetzt so nahe,
wie dem Egoisten nur seine eigene Person. Wie sollte er
nun, bei solcher Erkenntniss der Welt, eben dieses Leben
durch stete Willcnsakte bejahen und eben dadurch sich ihm
immer fester verknüpfen, es immer fester an pich drücken?
Wenn also der, welcher noch im jnineipxo individuationis,
im Egoismus, befangen ist, nur einzelne Dinge und ihr Ver-
häitniss zu seiner Person erkennt und jene dann zu immer
erneuerten Motiven seines Willens werden, so wird hingegen
jene beschriebene Erscheinung des Ganzen, des Wesens
der Dinge an sich, zum Quietiv alles und jeden Wollens.
Der Wille wendet sich immer mehr vom Leben ab, ihm
schaudert jetzt vor dessen Genassen, in denen er die Bejahung
desselben erkennt. Der Mensch gelangt zum Zustande
der freiwilligen Entsagung, der .Resignation, der
wahren Gelassenheit und gänzlichen Wdlenlosigkeit. Sein
Wille wendet sich, bejaht nicht mehr sein eigenes, sich in
der Erscheinung spiegelndes Wesen, sondern verneint es.

i


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1881/0232