Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 269
(PDF, 157 MB)
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Prof, Hoffmann: Schopenhauers Stellung z. Unsterblichkeitsfrage. 269

erhalten, so ist auch das Leiden überhaupt, wie es vom
Schicksal verhängt wird, ein zweiter Weg, um zu jener Verneinung
zu gelangen; ja, wir können annehmen, dass die
Meisten nur auf diesem dahin kommen, und dass es das
selbstempfundene, nicht bloss erkannte Leiden ist, was am
häufigsten die völlige Resignation herbeiführt, oft erst bei
der Nähe des Todes. Denn nur bei Wenigen reicht die
blosse Erkenntniss hin, welche, das principium individuationis
durchschauend, erstlich die vollkommenste Güte der Gesinnung
und allgemeine Menschenliebe hervorbringt, und
endlich alle Leiden der Welt sie als ihre eigenen erkennen
lässt, um die Verneiimng des Willens herbeizuführen.
Meistens muss durch das grösste eigene Leiden der Wille
gebrochen sein, ehe dessen Selbstverneinung eintritt. Dann
sehen wir den Menschen, nachdem er durch alle Stufen
der wechselnden Bedrängniss, unter dem heftigsten Widerstreben
, zum Rande der Verzweiflung gebracht ist, plötzlich
in sich gehen, sich und die Welt erkennen, sein ganzes
Wesen ändern, sich über sich selbst und alles Leiden erheben
und, wie durch dasselbe gereinigt und geheiligt, in
unanfechtbarer Ruhe, Seligkeit und Erhabenheit willig Allem
entsagen, was er vorhin mit der grössten Heftigkeit wollte,
und den Tod freudig empfangen. Es ist der aus der läuternden
Flamme des Leidens plötzlich hervortretende Silberblick
der Verneinung des Willens zum Leben, d. h. der
Erlösung.

„Selbst die, welche sehi böse waren, sehen wir bisweilen
durch die tiefsten Schmeryen bis zu diesem Grade geläutert:
sie sind hindere geworden und völlig umgewandelt. Sie
vergeben ihren Feinden und wollen durchaus keine Rache.
Ja, ihr Leiden und Sterben wird ihnen zuletzt lieb, denn
die Verneinung des Willens zum Leben ist eingetreten.
Ihnen hat sich zum Uebermaasse des Schmerzes das letzte
Geheimniss des Lebens ofienbart, dass nämlich das Uebel
und das Böse, das Leiden und der Hass, der Gequälte und
der Quäler, so verschieden sie sich auch der dem Satze vom
Grunde folgenden Erkemitßiss zeigen, an sich Eins sind,
Erscheinung jenes Einen Willens zum Leben, welcher
seinen Widerstreit mit sich selbst mittelst des prineipii
individuationis objektivirt: sie haben beide Seiten, das Böse
und das Uebel, in vollem Maasse kennen gelernt und, indem
sie zuletzt die Identität beider einsehen, weisen sie beide
zugleich von sich, verneinen den Willen zum Leben. Wenn
nun aber das Verneinen alles Wollens und die dadurch bedingte
Erlösung von der Welt uns als ein Uebergang in
das leere Nichts erscheint, so muss doch bemerkt werden,


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