Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 277
(PDF, 157 MB)
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J. E. Buchanan: Psychometrie. 277

essante Experimente anstellen, sehr interessante Beobachtungen
machen können, - - Beobachtungen, die zur Untersuchung
der Medizinen angewandt werden können.

Die Höehstsensitiven aber empfinden nicht nur phar-
makodynamische Eindrücke durch Arzneistoffe, sondern
irgend einen physiologischen, pathologischen oder psychischen
Eindruck eines zu ihnen in Beziehung gebrachten menschlichen
Wesens, und sind deshalb befähigt, genaue Beschreibungen
des Charakters, der constitutionellen oder
pathologischen Eigentümlichkeiten desselben zu geben; in
andern Worten, Krankheiten zu diagnostiziren. Deshalb
sind nun diejenigen Aerzte überall die erfolgreichsten, welche
diese Grabe besitzen.

Das merkwürdigste aber ist, dass in diesen physiologischen
, pathologischen und psychologischen Experimenten
durchaus nicht wirkliche Berührung der betreffenden Person
erforderlich ist. Die Schrift z. B. empfängt von dem Nervensystem
und der Psyche des Schreibers Eindrücke von solcher
Intensität und Persistenz, dass sie einem sensitiven Psycho«
nieter ein mehr oder weniger klares Bild von dem Charakter,
der Gesammt-Individualität des Schreibers geben kann, —
eben so gut, als ob der Schreiber selbst mit dem Psycho-
meter in Berührung gekommen wäre.

Diese Entdeckung, welche ich im Winter 1842—43
machte, theilte ich sogleich meinen Schülern in New-York
und Boston mit, und so kommt es, dass jetzt viele Aerzte
schon ihren Patienten, die sich schriftlich an sie um Rath
und Hülfe wenden, mittelst psychometrischer Untersuchung
ihrer Schiift eben so gut eine Beschreibung ihres Zustandes
geben, für sie eben so gut verschreiben können, als ob die
Patienten direkt durch den Gesichts- und Tast-Sinn untersucht
worden wären.

Es giebt hier Psychometer, die in Beantwortung schriftlicher
Anfragen ihnen völlig Unbekannter aus der Schrift
genauere Charakterbeschreibungen geben können, als der
geschickteste Phrenologe es durch Cranioscopie thun kann.
Ich bin überzeugt, dass Gatts und Spurzheim's Phrenologie so
unvollkommen ist, dass eine ehrlich wissenschaftliche Verwendung
zur Charakfcer-Beurtheilung nur zu häufig irr-
thümliche Resultate liefert, und dass jene Phrenologen, die
so überraschend richtige Charakter-Beurtheilungen liefern
können, ihren Erfolg mehr ihrer (oft unbewussten) psychometrischen
Befähigung, als ihren cranioscopischen Exami-
nationen verdanken.

Psychometrie auf Autographien angewandt, vermag
Licht zu werfen auf den Charakter der anwesenden oder


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