Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 290
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
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290 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1881.)

den Fall dieses merkwürdigen Mädchens zu geben, würde
eine ganze Abhandlung erheischen. An eine solche kann
ich mich nicht wagen.

„Miss Mary /. Fancher" wurde in Attlebourgh, im
Staate Massachusetts, am 16. August 1848 geboren und im
Brooklyn Heights-Seminar unter meiner Aufsicht erzogen.
Sie war ein liebes Mädchen von zarter Organisation und
nervösem Temperamente, und wurde wegen ihrer angenehmen
Manieren und sanften Gremüthsstimmung hoch geschätzt.
Sie war eine ausgezeichnete Schülerin, die sich besonders
in schöner Literatur bewandert zeigte; aler ihre zarte
Gesundheit veranlasste ihre Entfernung von der Schule
kurz vor der Versetzung ihrer Olasse im Jahre 1864. Drei
Jahre lang verlor ich sie aus den Augen, bis ich aus einer
Brooklyner Zeitung von ihrem sonderbaren Zustande erfuhr,
der Folge eines merkwürdigen Unfalls war«

Ihre Tante besuchte und lud mich bald nachher zu
einem Besuche bei „Mollie" ein, wie sie im vertraulichen
Familienkreise genannt wird. Ich ging am 4. März 1867
das erste Mal zu ihr, und von dieser Zeit an bis jetzt bin
ich ein intimer Freund und steter Besucher der Familie
geblieben. Ich habe ein Tagebuch über meine Visiten geführt
und alles Wichtige notirt, das unter meine Beobachtung
kam. Ich habe allen Scharfsinn aufgewendet, den
ich besitze, um einen Betrug oder eine Täuschung zu entdecken
; habe aber niemals etwas wahrgenommen, was
meinen Verdacht erregen, oder mein Vertrauen auf ihre
Redlichkeit hätte erschüttern können. Sie ist ein liebenswürdiges
, christlich erzogenes Mädchen und scheut sich vor
jeder öffentlichen Bloszstellung ihrer Person.

Ich will jetzt von ihrem geistigen und körperlichen
Zustande reden. Am 10. Mai 1864 wurde sie von einem
Pferde abgeworfen und stark verletzt. Was zuerst ihren
körperlichen Zustand betrifft, so hat sie zwölf Jahre, wenn
nicht länger, in einer Lage auf ihrer rechten Seite geruht.
Neun Jahre lang war sie paralysirt, da ihre Muskeln nur
unter dem Einflüsse von Chloroform nachgiebig wurden.
Während der letzten drei Jahre hat sie sich in einem neuen
Zustande befunden — im lahmen anstatt im starren. Ihre
Muskeln sind so nachgiebig, dass sie ihre Glieder ohne die
Hülfe von Chloroform bewegen kann. Während sie in
diesen Zustand überging, litt sie grosse Schmerzen. Tagelang
stand ihr Leben auf dem Spiele. Ihre Augen standen
offen und starr. Neun Jahre lang waren sie geschlossen
gewesen. Jetzt stehen sie offen und schliessen sich weder
Tag noch Nacht, Sie erblickten nichts. Sie konnte schlucken,


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