Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 292
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
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292 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1881.)

Verwandten und Bekannten an entfernten Orten und beschreibt
ihren Anzug und ihre Beschäftigungen. Sie weist
jede Ungehörigkeit an einem Kleide nach, und wäre sie
noch so gering, wie z. B. die Heftfäden in einem Aermel,
welcher dem gewöhnlichen Blicke durch den Arm verborgen
ist. Jeden Artikel, der verlegt worden, sieht sie und sagt,
wo er zu finden ist. Sie unterscheidet im Finstern die
zartesten Farben-Nüancen mit einer Genauigkeit, welche
niemals irrt. Sie arbeitet in Stickereien und Wachs ohne
Muster. Sie ersinnt die schönsten Formen und Combinationen.
Sie hat niemals Botanik studirt, noch eine Stunde in Wachs-
x^.rbeit genommen, und doch verfehlt sie weder die Formen
der Blätter noch der Blumen. Die Blätter mit ihren
Rippen und Adern, die Blüthen und Blumen mit ihren
Kelchen, Staubgefässen und Stempeln stellt sie mit der
grössten Naturtreue her. Indem sie den Bleistift oder
die Feder in ihrer linken Hand hält, schreibt sie mit ausserordentlicher
Geschwindigkeit. Ihre Schrift ist hübsch und
lesbar. Sie schrieb einst ein Gedicht von zehn Versen in
eben so vielen Minuten — da ihr die Gedanken mit Blitzgeschwindigkeit
zufliessen. Beim Ausschneiden von Blättern
für sammtene Feder-Kissen von der Art der Ihnen übersendeten
hielt sie die Scheere mit dem Daumenknöchel
und Zeigefinger der linken Hand, und indem sie den Sammet
mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand zubrachte
, schnitt sie die Blätter ebenso formenschön und
ohne Versehen aus, als ob sie mit einer Bunze ausgeschlagen
worden wären. Diese Blätter unterscheiden sich an Grösse
und Gestalt nicht im Geringsten von den an Bäumen oder
Sträuchern wachsenden. Im ersten Stadium ihrer Krankheit
schnitt sie mehr als 2000 solcher Blätter. Im April
1875 arbeitete sie 2500 Unzen Wollenwaaren. Bis zum
December 1875 hatte sie 6500 Notizen und Briefe geschrieben
. Sie hat während ihrer Krankheit ein Ausgabenbuch
über alle Familien-Unkosten geführt. Sie hält ein
Tagebuch, ausgenommen für die Zeit, wo sie länger als
24 Stunden in Trance liegt. Als sie vor drei Jahren in
den neuen Zustand einging, von dem ich gesprochen habe,
vergass sie Alles, was in den vorhergehenden neun Jahren
vorgefallen war. Als sie wieder zu sprechen fähig war,
fragte sie nach Dingen, welche im Anfange ihrer Krankheit
sich ereignet hatten, — die neun dazwischen liegenden
Jahre waren völlig ihrem Gedächtnisse entschwunden.

Doch ich muss diesen interessanten Gegenstand verlassen
. Die Ungläubigen werden ihn schwerlich für wahr
halten — und es ist das auch nicht überraschend. Miss


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