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Prof. noffmann: SchoptmhaiuT,8 Stellung' Ihiölerbliehkeitsfrage. 315
wollen. Hörte mein Vorstellen auf, so würde von mir und
für mich nichts mehr vorgestellt werden. Hieraus folgt
aber nicht, dass das Sein der Dinge von meinem Vorstellen
abhängig wäre, sondern nur, dass ich von dem Sein der
Dinge nichts ausser meinen Vorstellungen (nur in ihnen)
wissen kann, dass mit dem Erlöschen meines Bewusstseins
für mich nichts weiter wäre, weil icli selbst nicht mehr
wäre, dass ich aber, so lange ich bewusst bin, auch weiss,
dass die Dinge vor mir wTaren und nach mir sein werden,
indem sie zu ihrem Dasein meines Bewusstseins, Vorstellens,
von ihnen nicht bedürfen. Mein Bewusstsein könnte vorübergehend
aufgehoben sein und sich wiederherstellen. Es
wäre geradezu thöricht, zu meinen, mit der Aufhebung
meines Bewusstseins vergingen die Dinge und entständen
wieder mit dem Erwachen meines Bewusstseins. Diese
Meinung wäre ebenso thöricht als die, dass mit dem Schliesson
meiner Augen die sehbaren Dinge nicht mehr wären und
mit dem Aufschlagen meiner Augen wieder entständen.
Wenn die Alten diese Einsicht nicht besonders hervorhoben,
so geschah es unseres Erachtens nur, weil sie ihnen zu
selbstverständlich erschienen war. Als Baader die Behauptung
aussprach: Oogitor a Deo cogitante, ergo btim,
da setzte er jene Einsicht als selbstverständlich voraus,
kleidete sie aber dann doch zur Meidung von Missverstand
in die Worte: „Nur ein selbstbevvusstes Wesen kann von
Anderem wissen, sei das Andere unendlich oder endlich*
geistig oder natürlich." Kaum hatte Schopenhauer gesagt,
diese Welt sei nur Objekt in Beziehung auf das Subjekt,
Vorstellung, so musste er diese Betrachtung für einseitig,
durch willkürliche Abstraktion hervorgerufen erklären und
einräumen, dass ein inneres Widerstreben einem Jeden ankündige
, die Welt könne doch nicht blosse Vorstellung sein.
Schopenhauer nimmt die erste Behauptung zurück und lässt
sie doch zugleich bestehen und wechselt mit beiden sich
entgegenstehenden Behauptungen je nach Bedarf ab, doch
so, dass im Ganzen der subjektiv-idealistische Standpunkt
hinter den realistischen zurück tritt. Aber der Uebergang
von seinem idealistischen zu seinem realistischen Standpunkt
ist misslungen. K^ann sich nämlich der Mensch, der denkende
, der Annahme, dass die Welt seine blosse Vorstellung
sei, nach Sch. nimmermehr entziehen, so kann er sich
ihr niemals und in keiner Beziehung entziehen, also auch
nicht in Bezug darauf, dass er sein Inneres als Wille vorstellt
. Es bleibt dann nach Innen bei der blossen Vorstellung
des Willens, wie es nach Aussen bei der blossen
Vorstellung einer Welt und ihrer Formen bleibt. Was dem
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