Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 321
(PDF, 157 MB)
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Prof. Hoffmann: Schopenhauers Stellung z. ünsterblichkeitsfrage. 321

der Hand, diese Einräumung damit unbefugt einzuschränken,
dass er eine indirekte, relative, theilweise Erkennbarkeit der
Dinge an sich mit der behaupteten Beschränktheit des Er-
kenntnissvermögens vereinbar finden will, darauf gebaut,
dass, da wir uns als Wille finden, bewusst sind, wir berechtigt
seien, Alles, das Ding an sich wie alle seine Erscheinungen
als Willen aufzufassen, was das Ding an sich
auch sonst noch sein möchte. Wir würden insoweit zustimmen
, wenn von dem selbstbewussten Willen des Menschen
folgerecht auf selbstbewussten Willen des Absoluten
zurückgeschlossen wäre, womit aber die völlige Unerkenn-
barkeit des Absoluten zurückgenommen sein würde. Freilich
ist sie auch von Sch. selbst zurückgenommen und durchbrochen
, aber auf unbefugte und noch dazu auf widersinnige
Weise: weil es einen blinden Willen des Absoluten nicht
geben kann. Ein bewusstloser Wille ist kein Wille und
könnte das Absolute, was nicht denkbar, bewusstlos sein,
so wäre es nichts weiter, als blinder Trieb. Solche Lehre
fiele in den Naturalismus zurück und könnte so wenig als
der Materialismus (der pluralistische Naturalismus im Unterschiede
des monistischen) die Entstehung des menschlichen,
ja alles Bewusstseins überhaupt begreiflich machen. Ein
bewusstloses Ding, als absolut vorgestellt, würde ewig
nichts weiter als Ding sein, ein unterschiedsloses Todtes,
Lebloses, das keine Erscheinungen bewirken, nichts, nicht
einmal etwas von ihm unterschiedenes Scheinbares, hervorbringen
könnte. Die Annahme eines absoluten, bewusst-
losen Dings ist absolut unfähig, das Dasein der Welt zu
erklären, schon weil das absolut Unterschiedslose keine
Unterschiede setzen kann, und wer es doch annehmen wollte,
müsste das Weltall in sich selber für Schein erklären, ohne
diesen Schein irgendwie erklären zu können. Wer die
Wahrheit des Theismus verkennt oder verleugnet, kann
wohl eine Zeitlang in allerlei Mittelphasen festgehalten
sein, wird aber auf dem eingeschlagenen Wege schliesslich
in Naturalismus und Fatalismus verfallen. Der Rückfall
in den Naturalismus zeigt sich auch darin bei Schopenhauer,
dass er den von ihm nicht erklärten Intellekt für physisch
ausgibt und ihn damit in den Dienst des physisch und
egoistisch gedachten Willens stellt und in der Kegel für
unbrauchbar, weil unfähig für ideale, metaphysiche Erkennt-
niss. Eine Ausnahme, deren Möglichkeit er aber nicht im
Mindesten erklärt, tritt nach ihm nur ein, wenn das quantitativ
grössere Maass des Intellekts des Menschen, als es
den höheren Thieren zukommt, durch eine Abnormität ex-
cedirt wird, welches, wenn beträchtlich, Genie genannt wird.

Psychische Studien. Juli 1881, 21


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