Freiburger historische Bestände - digital

328 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1881.)

in Amerika gar eine staatlich anerkannte, sechs Millionen
zählende Religionsgenossenschaft gebe, man daher Gefahr
laufe, dass sich Aelmliches auch nach "Wien verpflanze.

„Dieser Einwurf würde nur beweisen, dass die P. T.
Herren den Unterschied gar nicht begreifen, der zwischen
der Untersuchung sonderbarer Phänomene und den Grundlagen
der spiritistischen Gemeinschaft besteht. Die Grundlagen
des Spiritismus sind Offenbarungen, sowie bei
allen Religionen, mit welchen ich aber nichts zu schaffen
habe; ich werde einem Evangelium Johannes oder Lukas
immer den Vorzug vor einem Evangelium Caliaynet oder
Davis geben und lieber das Hohe Lied Salomoni? lesen, als
die „Stimmen aus dem Geisterreiche". Ich bin weder
„Spiritist", noch „spiritistischer Schriftsteller"; wer das behauptet
, kennt weder mich noch meine Bücher, oder aber
weiss nicht, was Spiritisten sind.

„Bei meinen Beobachtungen handelt es sich weder um
einen Glauben, noch um Vereine, sondern um Thatsachen,
und ich mache diese Beobachtungen niejit, um die Existenz
einer intelligiblen Welt und die Möglichkeit des Contactes
mit ihr zu erweiseu, — denn dazu würde ein Percent
meiner Erfahrungen genügen, — sondern um die Bedingungen
zu erforschen, unter welchen der Oontact
möglich ist. Ob ich nun einem Phantome oder einer Realität
nachjage, bleibt sich für alle Faetoren gleich; an dem
Kesultate ist weder der Wiener Erzbischof, noch der Staatsanwalt
, noch der Bürgermeister irgendwie interessirt.

„Ein diesbezüglicher Eingriff wäre aber auch vergeblich,
denn es giebt in Oesterreich viele Schlösser, wo solche Beobachtungen
ungestört gemacht werden können, und es
giebt ein Königreich Ungarn, wo eine derartige Bevormundung
nicht vorkommt. Auch ist es ein bekannter Satz,
dass der Schutzzoll die heimische Industrie hebt, und muss
ich der Wahrheit gemäss den Wiener Tagesblättern die
traurige Versicherung geben, dass derartige Naturen wie
Bastian auch hier zu Lande existiren, wenn sie vorläufig
auch weit weniger interessante Beobachtungen bieten.

„Wenn aber den gelehrten Reportern der Tagesblätter
diese Beobachtungen missliebig sind, so ist es ein taktischer
Fehler, dagegen zu Felde zu ziehen. Es gab allerdings
eine Epoche, wo man die „Reklame" bezahlte; dann kam
die Zeit, wo man das „Schweigen" bezahlte; jetzt stehen
wir schon in der Epoche, wo man das „Schimpfen" bezahlen
sollte. Die „Philosophie des Unbewussten" wurde bis auf
die achte Auflage hinaufgeschimpft, während die nachfolgenden
besseren Werke Hartmanri'sy die nicht beschimpft