Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 346
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
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346 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1881.)

dein sich des Nachts noch eine weitere Kette gesellte, welche
sie auf ihrem Lager festschnürte, so dass sie sich nicht bewegen
konnte. Nicht als Kriegsgefangene ward dieses unglückliche
Opfer von ihren Henkern behandelt, sondern als
Verbrecherin an der Kirche und an ihrem Glauben, während
der König Km l der Siebente seine Wohlthäterin dem Verderben
überliess. Acht Monate schmachtete die Gefangene
im entsetzlichsten aller Kerker, ehe am 10. Januar 1431
das erste öffentliche Verhör standfand.

Die Richter (grösstentheils aus französischen Priestern
unter englischer Botinässigkeit stehend, an deren Spitze der
ehr- und gewissenlose Peter Cauchon und der Stellvertreter
der Inquisition in Frankreich, Le Maitre, sich befanden,) erklärten
, dass sie ,.mit aller Frömmigkeit und Milde Morschheiten
wollten, keine Rache und körperliche Züchtigung
bezweckten, sondern nur Belehrung und Zurückführung
auf den Weg des Heils im Sinne hätten." Vielleicht hoffte
die Jungfrau nach dieser Einleitung, welche die Maske der
Milde vor die beabsichtigte Blutthat hielt, auf einen günstigen
Ausgang ihres Prozesses; doch bald sollte sie eines
Anderen belehrt werden.

In der gegen sie gerichteten Anklageschrift heissi es:
— „Johanna ist sehr verdächtig, Anstoss gebend, und steht
bei allen guten und ernsten Leuten in schlechtem Rufe.
Sie ist zu erklären für eine Zauberin. Hexe, Wahrsagerin,
falsche Prophetin, böse Geister anrufend und beschwörend,
abergläubisch und magischen Künsten ergeben, übeldenkend
von unserem katholischen Glauben und ihn verleugnend,
Böses redend und vollbringend, Gott und die Heiligen
lästernd, aufrührerisch, den Frieden störend, Kriege stiftend,
nach Menschenblut grausam dürstend und zu dessen Ver-
giessung anreizend, Zucht und Anstand ihres Geschlechtes
ganz preisgebend, die Kleidung bewaffneter Männer unzüchtig
tragend, wegen dieser und anderer Dinge von Gott und
Menschen verabscheut, Uebertre+erin aller göttlichen, kirchlichen
und menschlichen Gesetze, Verführerin der Fürsten
und Völker, erlaubend und beistimmend, dass man sie zur
Schmach und Verachtung Gottes verehre und anbete, ihre
Hände und Kleider zum Küssen darbietend, sich Götterehre
anmaassend, schismatisch, sakrilegisch, blasphemisch,
ketzerisch."

Schlicht und einfach und doch in ihrer Naivetät und
Wahrheit schlagend, ihre Richter oft in Verlegenheit bringend
, sind die Antworten Johannais auf die von allen Seiten
auf sie einstürmenden Fragen ihrer Richter. „Liebe Herren",
bittet sie einmal, „ich bitte Euch, sprecht Einer nach dem
Andern.*'


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