Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 348
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
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348 Psychische Studie». VIII. Jahr*?. K Heft. (August 1881.)

„Eine vom Stamme abgefallene Rebe kann keine Fruelit
bringen." Er beschwor sie, sich der Kirche zu unterwerfen,
und malte ihr die sie erwartende ewige Höllenpein vor. Er
überhäufte sie mit Schimpf werten der gröbsten Art, die
Johanna still und ergeben anhörte. Doch bei den Worten:
„Durch Dich, Johanna, hat sich Dein König verleiten lassen,
ein Ketzer und Schismatiker zu werden, und nicht nur Er,
sondern der ganze ihm untergebene Adel und die Geistlichkeit
", fuhr Johanna zornflammend auf und rief: „Bei meinem
Leben, Sire, sprecht von mir, doch nicht von Ihm! Ich
schwöre Euch, er ist der edelste Christ aller Christen, der
die Kirche und den Glauben liebt und in keiner Weise
ist, wie Ihr ihn schildert!" — „Bringt sie zum Schweigen!"
schrieen die Herren von dem anderen Gerüst. Darauf las
ihr der Priester das Verdammungsurtheil vor, in welchem
alle die ihr zur Last gelegten Verbrechen verzeichnet waren.
Dann verlas man ihr eine Abschwörungsformel, die sie
unterzeichnen sollte, um derart die von ihr bisher aufrecht
erhaltenen Aussagen zu widerrufen. Entschieden weigerte
sich Johanna, diess zu thun. Der fanatische Mönch schrie
ihr zornig zu: „Zeichne sogleich, oder Du brennst heute noch
auf dem Holzstoss!" — Fast geistesabwesend unterzeichnete
sie dann.

Hierauf verlas (nach dem HT. Artikel unserer Gev,ährs-
männin) der Bischof von Beauvais das für den Fall des
öffentlichen Widerrufs Johannds bereit gehaltene Urtheil,
in welchem es hiess: „dass sie bekehrt und reumüthig in
den Schooss der heiligen Kirche zurückkehre und verurtheilt
sei, aus Gnaden ihre Tage im Gefängniss bei dem Brod
der Schmerzen und dem Wasser der Trübsal hinzubringen,
ihre Sünde zu bereuen und in Zukunft nicht mehr darein
zurückzufallen!"

Aber ihr Tod war eine beschlossene Sache. Man zwang
sie im Kerker auf gemeinste Weise zur Wiederanlegung
der hingelegten Rüstung, nachdem man ihr des Nachts das
Gewand genommen, und nannte das einen Rückfall. Der
Bischof von Beauvais begab sich auf die Kunde hiervon
sofort mit dem Vice-Inquisitor in Johannds Gefängniss, wo
sie die Gefangene in Männerkleidern, mit thränenüberströmtem
Gesicht und mit den Spuren gewaltsamer Misshandlungen
bedeckt fanden. Ihre Richter fragten sie, ob sie in letzterer
Zeit jene Stimmen wieder vernommen habe, worauf sie
mit einer Freimüthigkeit, welche ihr Leben preisgab, antwortete
: „Ja, und sie haben mich getadelt, dass ich aus
Furcht vor dem Feuertode die Wahrheit verleugnet habe!"
— Als sie daran erinnert ward, dass sie öffentlich alle ihre


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