Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 350
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
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350 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1881.)

Medium manifestirte, wobei nicht nur jede Muskel des Mediums
sieh scheusslich verzerrte, sondern der sonst so ernste und
sanfte Charakter der Mrs. Conant sich bis zu feindlichen Gre-
berden steigerte. Die Lippen, die kurz vorher die heiligste
Begeisterung ausgesprochen hatten, stiessen nun Worte aus,
wodurch die Zuhörer innerlich aufs Tiefste empört wurden.
Und doch, wer möchte sagen, dass dieses Alles nicht auch
seinen guten Zweck hatte? Eis hatten sich nämlich Einige
der Unmässigkeit Fröhnende den Versammelten beigesellt
und den stillen Wunsch gehegt, zu erfahren, ob und welche
Wirkung wohl die Trunksucht auf den verstorbenen Geist
ausübe? Keine noch so eindringliche Rede hätte auf die
Veranlasser dieser Szene den Eindruck hervorgebracht, wie
das, was sie sahen. „Wenn das die Folge der Trunksucht
ist," sagte Einer von ihnen, „dann sollen mich Gott und
seine Engel davor bewahren, dass ich ein einziges Mal noch
ein Glas Branntwein über meine Lippen bringe!"*)

Ein ähnliches erschütterndes Beispiel haben meine Frau
und ich im Sommer 1879 erlebt, als meiner Frau Kleider-
macherin (ein ziemlich gutes Sprechmedium) gerade bei uns
war. Wir sprachen über den Spiritualismus und über die
Macht der Unsterblichkeitsbeweise, als plötzlich das Medium
Bewirkungen bekam und in Trance verfiel, sich dann vor
uns auf die Knie warf und händeringend also begann: „O
Ihr Glücklichen, und Wehe über mich unselig Unglücklichen!
O, hätte ich auf Erden gewusst, was Ihr wisst und was ich
jetzt erst weiss, dass es eine persönliche Unsterblichkeit
gibt, die sich den Menschen beweisen lässtt O ich Heuchler
vor Gott und seinen Engeln, wie hätte ich aus meiner
Stellung auf Erden etwas ganz Anderes machen können!
Ich, der ich mich so hoch und erhaben über die anderen
Menschen dünkte; ich, der ich vermöge meiner vermeintlichen
Würde der Menschheit den Frieden hätte bringen sollen,
habe meine Macht nur dazu angewendet, um sie in Banden
der Finsterniss zu erhalten und sie zu herrschsüchtigen
Zwecken auszubeuten. Und nun muss meine früher so stolze
Seele dafür leiden! O gebt mir Seelenruhe, gebt mir den
inneren Seelenfrieden meiner Jugend wieder! Hier werfe ich

*) Dieser Fall spricht für unsere vorhergehende Note S. 301. Der
berühmte amerikanische Dichter Edgar Poe war ja bekanntlich selbst in
seinem Leben nicht von dem Vorwurfe der Trunkenheit trei. In derselben
S6ance, in der er zuerst seinen jetzt fortgeschrittenen höheren
Zustand repräsentirte, mag die gleichzeitige blosse Erinnerung an sein
vergangenes Erdenleb^n das synipathisirende Medium sofort für diesen
Trunkenheitszustand sensitiv gemacht und dadurch einen gleichgestimmten
Geist mit entsprechenden Kundgebungen angezogen oder auch
nur dessen miniische Nachahmung enegt haben. — Die Jied.


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