Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 363
(PDF, 157 MB)
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Prof. Hoffmann: Schopenhauers Stellung z. ünsterblfchkeitsfrage. 363

der vermeintlich wahre Pantheismus) in der (von ihm ge-
theilten) Alleinslehre, dem tv xai xav, in der Aufhebung
des dualistischen Gegensatzes zwischen Gott und Welt, in
der Erkenntniss, dass die Welt aus ihrer inneren Kraft und
durch sich selbst da sei.*) Schopenhauer unterscheidet sich
also von den Pantheisten nur dadurch, dass er die Welt
nicht Gott genannt und überhaupt von einem Gott nichts
wissen will. Seine Philosophie soll Atheismus, Pankosmis-
mus und schliesslich Determinismus und Fatalismus sein.
Diess ist ihm aber bei Leibe keine Perversität des Geistes,
und der eingestandene Fatalismus soll dennoch eine moralische
Bedeutung haben.

Räumt nun Sch. (VI, 106) ein, dass der (angebliche)
Fortschritt vom Theismus zum Pantheismus nur ein vermeintlicher
sei, so trifft diess auch seine eigene Lehre, da
sie sich vom Pantheismus nicht wesentlich unterscheidet;
denn es ist, wenn nicht sophistisch, bloss lächerlich, darin
einen wesentlichen Unterschied finden zu wollen, dass Jene
Gott und Welt Eins nennen, Sch. aber die Bezeichnung der
Welt mit Gott oder Eins mit Gott nicht zulassen will.
Zu den häufigen Widersprüchen Schopenhauers kommt hier
noch der, dass er den Theismus für nicht absurd, sondern
bloss für unerwiesen erklärt, während er anderwärts — wenn
man einmal aggressiv verfahren wollte — entscheidende
Gründe gegen den Theismus beigebracht zu haben sich
einbildet.**) Seine Scheingründe sind:

1) Die traurige (leidenvolle) Beschaffenheit der Welt
lasse sich nicht damit vereinigen, dass sie das Werk vereinter
Allgüte, Allweisheit und Allmacht sei.

2) Der Theismus verwandele die wahre und reine
Moralität des Handelns in eine eigennützige, weil Lohn erwartende
, hebe überdiess Freiheit und Zurechnungsfähigkeit
auf; denn an einem Wesen, welches seiner existentia und
essentia nach das Werk eines Andern sei, lasse sich weder
Schuld noch Verdienst denken.

3) Nicht viel besser als mit der Willensfreiheit stehe
es beim Theismus mit unserer Fortdauer nach dem Tode;
denn was von einem Andern geschaffen sei, habe einen Anfang
seines Daseins gehabt, werde also wohl auch sein Ende
haben. Aseität sei die Bedingung wie der Zurechnungsfähigkeit
, so auch der Unsterblichkeit.

Dagegen leiste der buddhistische Atheismus Alles, was
der Theismus vermissen lasse. —

*> S. W. Schopenhauers II, 736—739. Vergl. Schopenhauer-Lexikon
von trauenstädt II, 199,

•*) S. W. Sch's, V, 130 ff. Vergl. Schopenhauer-Lexikon I, 305.


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