Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 367
(PDF, 157 MB)
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Prof. Hoffmann: Schopenhauer^ Stellung z. Unsterblichkeitsfrage. 367

indem er bei den Klügeren auf das granum salis gerechnet
habe»*) Sch. beschuldigt also Kant der feigen Heuchelei
und würdigt seinen philosophischen Helden (der sich bis
nahe zum indischen Atheismus erhoben habe) tief herab,
indess er seine Nachfolger, Fichte, Schelling, Hegel, des
Unsinns beschuldigt, obgleich er Gedanken der beiden
ersten benutzte, wenn er sie auch erst recht, modificirend, in
Atheismus eintauchte.**) Er war schon mit fixem und fertigem
Atheismus an Kant herangetreten, den er bei indischen
Buddhisten und französischen Materialisten aufgelesen hatte,
und begreift in dieser Voreingenommenheit nicht, dass Kants
Tendenz keineswegs auf Atheismus zielte, sondern sogar
einen Damm gegen denselben aufwerfen und eine ethische
"Weltanschauung begründen wollte, die von aller dogmatischen
Philosophie und Metaphysik unabhängig sein sollte***)
Ob er damit nicht gegen seinen Willen dem Pantheismus
und Atheismus vorarbeitete, ist eine andere Frage. Wie
Schopenhauer Kant in der Hauptsache gar nicht verstanden
und wie er ihn entstellt und verfälscht hat, tritt besonders
klar in der ausgezeichneten Schrift: „Ueber Kants Prin-
cipien der Ethik und Schopenhauers Beurtheilung derselben
von Dr. Otto Lehmann" hervor. Schlagend ist hier das Miss-
verstehen Kants von Seite SchJs aufgedeckt, sowie der Unsinn
, eine empirische, immanente Philosophie zu wollen, und
doch transcendent, dogmatisch zu werden und auf empirischem
Wege das Ding an sich, das Wesen der Dinge, aufdecken
, erkennen zu wollen.

Hatte Schopenhauer in der dritten Auflage seiner Schrift:
„Ueber die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden
Grunde" es nicht an burlesken Ausfällen auf das Absolute
und dessen Vertheidiger, vorzüglich auf Fichte, Schelling und
Hegel, aber auch auf Herbart, sowie andererseits an enormen
Lobpreisungen seiner Philosophie nicht fehlen lassen, so
Hess er seiner oppositionellen Energie, wie er es wohl nannte,
in Wahrheit seiner ungemessenen Schmähsucht, in seiner
berüchtigten Abhandlung: „Ueber die Universitäts- Philosophie
", erst recht die Zügel schiessen.

*) Schopenhauer's Werke V, 119—120.

**) Geschichte der neuern Philosophie von Windelband, II, 349
bis 350. Beiläufig bemerkt ist es schade, dass Windelhand's Darstellung
der Lehre Baaders so wenig von gründlichem Studium der
ßaader'schm Werke zeugt, als die meisten Darstellungen der andern
Geschichtschreiber der Philosophie.

***) Windelband?s Gesch. d. n. Ph. II, 92,105. „Dasselbe1^ rgument
{Kan?s)y welches den wissenschaftlichen Beweis für die Existenz der
Gottheit verbietet, schlägt auch jeden Versuch, diese Existenz zu
leugnen oder zu widerlegen, nieder. Der Atheismus ist wissenschaftlich
ebenso unmöglich, wie der Theismus.44


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