Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 391
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
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Wittig: Anklageschrift gegen die Jungfrau von Orleans. 391

Worte, welche ihr einst jene himmlischen Stimmen zugerufen
hatten: „Du wirst Hülfe erlangen und durch einen
grossen Sieg befreit werden. Kümmere Dich nicht um Dein
Märtyrerthum, Du wirst endlich eingehen in das Paradies."

Um 9 Uhr des Morgens (30. Mai 1431) ward Johanna
auf einem Karren und unter starker Bedeckung von Bewaffneten
nach dem Richtplatze auf dem alten Markt geführt
. Neben ihr nahm ihr Beichtvater Martin und der
Mönch Isambart Platz . . . Johanna betete während des
ganzen Weges so inbrünstig, dass sie ihre Begleiter zu
Thränen rührte. . . . Nach einer Predigt Nicolo Midis auf
dem Richtplatze über die Textesworte: „So ein Glied leidet,
leiden alle Glieder mit" — sprach er die Schlussworte:
„Johanna, gehe hin in Frieden, die Kirche kann Dich nicht
mehr schützen". Darauf sank sie auf ihre Kniee nieder,
betete laut, verzieh ihren Feinden und bat schliesslich die
anwesenden Priester, Messen für ihre Seele lesen zu lassen.
Der Bischof verlas hierauf selbst das Verdammungsurtheil,
in welchem er die Jungfrau ein faules Glied der Kirche
nannte, welches aus deren Schoosse ausgestossen werde,
um dem Arm der weltlichen Gerichtsbarkeit anheim zu
fallen, welche er bitte, ihr Urtheil nicht „auf Tod und
Verstümmelung der Glieder" zu richten. Dieser Schluss
war nur eine leere Form, denn ohne jede weitere Untersuchung
rief der Oberamtmann, als weltlicher Richter, dem
Henker die Worte zu; „Thue Deine Pflicht! Führe sie!
(Menez-la!)"

Darauf ward Johanna von zwei Henkersknechten ergriffen,
welche ilir die Inquisitionsmütze mit der Inschrift: „Ketzerisch
, rückfällig, abtrünnig, abgöttisch!" aufsetzten und sie
dann auf den Holzstoss führten, wo sie in die lauten Worte
ausbrach: „0 Rouen, Rouen, so endet hier mein Leben!
Ich fürchte, mein Tod wird Dir theuer zu stehen kommen!"

Am Fusse des Holzstosses befand sich ein Brett), auf
welchem die Worte standen: — „Johanna, welche sich die Jung-
frau {la Pucelle) nennen lässt: Lügnerin, Verderberin, Verführerin
des Volkes, Wahrsagerin, Abergläubische, Gotteslästerin
, Ungläubige an dem Worte Jesu Christi, Götzendienerin
, Verworfene, Anruferin des Teufels, Schismatikerin,
Ketzerin." — Johanna bat um ein Kreuz, und als man sie
an den Pfahl gebunden hatte, brachte Bruder Martin Ladvenu
ihr ein solches aus der Kirche St. Sauveur, stieg zu
ihr auf den Holzstoss und betete laut mit ihr, während die
Henker schon Feuer an den Holzstoss legten, welcher auf
einem ünterbau von Kalk ruhte.

Als die Flammen aufloderten, bat ihn Johanna, sich zu


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