Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 392
(PDF, 157 MB)
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392 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1881.)

entfernen und ihr das Kreuz von unten zu zeigen, was auch
geschah.

Ihren Blick auf dasCrucifix und den betenden Priester
gerichtet, starb sie in dem sie um wirbelnden Rauch, als der
Bischof von Beauvais sich mit einigen anderen Geistlichen
herandrängte, um noch einen Blick auf die Sterbende zu
werfen. — „Jesus l" war das letzte Wort, welches man aus
Flammen und Rauch, die über dem Opfer einer ruchlosen
Politik und der kirchlichen Barbarei gemeiner, fanatischer
Priester zusammenschlugen, vernahm. Nach der Volkssage
stieg eine weisse Taube aus dem brennenden üolzstoss auf,
die ihren Flug gen Himmel nahm.

Freund und Feind, Franzosen und Engländer, waren
aufs Tiefste gerührt. Man hörte es unverholen auf dem
Richtplatze aussprechen, dass die Hingerichtete unschuldig
gestorben sei. Selbst der Scharfrichter ward vom allgemeinen
Mitleid ergriffen und rief dem Pater Martin zu:
„Gott wird mir nie verzeihen, was ich an dieser Frau ge-
than habe!"

Als die Aufregung und der Unwillen in den Volksmassen
stieg und das Gerücht immer lauter ward, dass Johanna als
Taube gen Himmel entschwebt sei, Hess man das Feuer so
weit löschen, dass die Menge den Leichnam der Hingerichteten
, der noch am Pfahle hing, sehen konnte, und am den
letzten Rest Wunderglaubens an sie zu zerstören und jedem
möglichen Oultus mit den Ueberresten der Todten vorzubeugen
, liess man nach dem völligen Verbrennen des Leichnams
die Asche desselben in die Seine streuen.

Auf die allgemeine Entrüstung über diese Gräuelthat
an der kaum neunzehnjährigen und zwölf Monate gefangen
gehaltenen Johanna erliess England im Namen seines Königs
zwei Rundschreiben. Eines, in lateinischer Sprache verfasst,
datirt von Rouen, 8. Juni 1431, ist an den Kaiser, die
Könige, die Herzöge und alle Fürsten der Christenheit gerichtet
und enthält in abgekürzter Form und zu Johannis
Ungunsten entstellt das Prozessverfahren gegen sie, zugleich
auch eine Aufforderung an alle Monarchen, dem Beispiel
des jungen Königs folgend, gleich ihm streng gegen alle
falschen Propheten und die durch sie verbreiteten Irr-
thümer zu verfahren.

Das zweite Manifest, vom 28. Juni desselben Jahres
datirt, war nur für Frankreich bestimmt und wurde in zahlreichen
Copien an die hohe Geistlichkeit, den Adel, die
Städte und Ortschaften versendet. Es enthält gleichfalls
eine Rechtfertigung des Verfahrens gegen die Jungfrau, mit
zahlreichen Verdrehungen der WahrIHt und der stattge-


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