Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 393
(PDF, 157 MB)
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Wittig: Anklageschrift gegen die Jungfrau von Orleans. 393

fundenen Ungesetzmässigkeiten. Diese beiden Schriftstücke
Latten zugleich noch den Zweck, König Karl den Siebenten
von Frankreich in den Augen der Welt herabzusetzen und
darzuthun, dass er auf verbrecherische Weise und durch die
Hand eines dem Teufel ergebenen Weibes in den Wiederbesitz
seiner Krone gelangt sei.

Doch diese Erlasse hatten wenig Erfolg. Die Welt
Hess sich nicht täuschen. Johanna hatte durch ihren Tod
zu dem Lorbeer der Heldin die Märtyrerkrone erworben.
In Rouen machte sich ein derartiger Hass gegen alle an
Johannis Process Betheiligten geltend, dass sich der Bischof
von Beauvais hülfesuchend an den König von England
wandte und dieser ein Strafgesetz gegen Alle erliess, weiche
den Bischof selbst oder seine Genossen beleidigten. Nicht
lange darauf starb der Bischof eines plötzlichen Todes, und
ebenso sollen alle Diejenigen, welche Johannis Tod verschuldet
, eines unnatürlichen oder doch plötzlichen und ungewöhnlichen
Todes verstorben sein.

Erst 1452, als Karl VII. 1449 in den Wiederbesitz der
Stadt Rouen gelangt war, dachte er seiner eigenen Ehre
wegen ernstlich daran, ihren Process nun auf Andrängen
der Familie der Jungfrau untersuchen zu lassen. Doch es
war eine heikle Sache für die Kirche, die sich die unfehlbare
nennt, durch diese Revision einen durch sie begangenen
Irrthum einzugestehen. Erst unter Papst Calixtus III. nahm
der Rehabilitations-Process Johannis seinen Anfang, der erst
1456 zum erwünschten Abschluss kam, in welchem Johanna
für „unschuldig, treu, katholisch bis in den Tod, von jedem
Verbrech3n los und ledig" erklärt wurde,

Frau Pauline Schanz fasst nun ihr Urtheil über Johanna
in folgende Schlussworte ihres III. Artikels zusammen: —
„Nennen wir jene geheimnissvollen Stimmen, welche von so
tiefeingreifendem Einfluss auf Johannis Geschick waren,
jetzt Erzeugnisse einer krankhaften, nervös erregten Einbildungskraft
, oder ein direktes Hinübergreifen übersinnlicher
Kräfte in den Kreis sinnlicher Wahrnehmung für einen
Einzelnen: gewiss ist, dass sie nicht die lügenhaften Vorspiegelungen
einer Betrügerin waren, gewiss ist, dass Johanna1
s gläubige Seele mit heisser, inniger Frömmigkeit auf
sie vertraute, sie als Trösterinnen und Helferinnen in der
Noth, als Heroldinnen, die sie zum Kampfe riefen, ansah,
durch sie angeregt, ans Wunderbare streifende Helden-
thaten vollbrachte und im Glauben auf ihre Verheissungen
den furchtbaren Holzstoss bestieg.

„Fassen wir Johanna selbst als eine, nach unsern Begriffen
, psychologisch krankhafte Erscheinung auf, bezeichnen


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