Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 400
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
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400 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 9 Heft. (September 1881.)

sich ein Medium zu suchen, das sich für sein Unternehmen
am besten eignen würde.

Kann man sich unter solchen Umständen noch wundern,
dass zuweilen von den Medien Irrthümlichcs ausgesprochen
wird und dass dio Älediumschnft oft jahrelang und gewissenhaft
durch ko.itrolirende G eister geübt wird, bevor das Medium
an die Oefientlichkeit treten darf? — Merkwürdig ist es
auch, dass Individuen, die bei Lebzeiten in einem Inspira-
iionszustande Grosses durch Schrift allein, oder durch Schrift
und Wort geleistet haben, im Jenseits als Individuen keine
so hervoriagende Rolle mehr spielen. So kommt es vor,
dass sogenannte Inspirations-Medien, die bei Lebzeiten durch
Hilfe ihres geistigen .Führers eine wunderbare Rednergabe
bekundeten, nach ihrem Ableben als kontrolirender Geist
Aehnliches durch ein Medium nicht sagen können, ausgenommen
durch Zuhilfenehmen besser hiezu qualifizirter Geister.

Hieimit übereinstimmend ist die Thatsache, dass Dichter,
Redner, Schriftsteller, Maler und Bildhauer, wie man zu
sagen pflegt, „inspirirt" sein müssen, wenn sie etwas Grosses
schaffen wollen. Und sind nicht auch gerade die grössten
Erfindungen, das heisst die Ideen dazu, von ganz gewöhnlichen
Menschen ohne die nöthigen Vorstudien gemacht worden?
Da nun solche Individuen ihre grossen Gedanken nicht aus
sich geschöpft, sondern durch äussere Eindrücke veranlasst
erhalten haben müssen, so kann man auch nicht erwarten,
dass ihre individuelle Eigenschaft im Jenseits den Charakter
ihrer Inspiration auf Erden beibehält.

Forschen wir in diesem Gebiete weiter, so finden wir,
dass Niemand ein Ereigniss, eine Stegreifrede, oder einen zutreffenden
Gedanken auf Wunsch bei jeder Gelegenheit
wiederzugeben im Stande ist, ausgenommen, die ihn umgebenden
Bedingungen von Ort, Gelegenheit und Zuhörern
gleichen der früher ihn umgebenden Beeinflussung, die man
im gewöhnlichen Leben sehr richtig „Begeisterung" nennt.
So kann zum Beispiel weder der Dichter, noch der Maler,
noch der Bildhauer sein Originalwerk zum zweiten Male in
derselben Vollkommenheit dichten, oder eine gleich werthvolle
Copie davon machen. Alles kommt auf den inspirirten
Augenblick an. Selbst darstellende Schauspieler können
nur durch ein volles Haus und eine gewisse Stimmung in
die rechte Begeisterung versetzt werden. Mit anderen Worten,
unser Geist bedarf der Anregung, wenn er Vollkommenes
zu Stande bringen soll. Ein entwickeltes Medium,
durch denselben Geist kontroiirt, wird entsprechend dem
versammelten Publikum grosse Gedanken und grosse Rhetorik
nur dann zum Ausdruck bringen, wenn dies 1öm Verstand-


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