Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 415
(PDF, 157 MB)
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Prof. Hoffmann: Schopenhauers Stellung z. Unsterblichkeitsfrage. 415

Seiten. Die Berufung auf Lösung der schwersten Probleme
erstrebende, ausserordentlich begabte Geister, die ihre eigene
Person über die Liebe zur Wahrheit vergessen und von der
„Leidenschaft" des Strebens nach Licht mitunter bis in den
Kerker, ja aufs Schaffot getrieben wurden, steht Schopenhauer
nicht gut zu Gesicht» Denn er ist durch ererbtes
Vermögen und Weltklugheit bei aller ungemessenen Schmähsucht
in einer Zeit grosser Duldung, die mehr durch die
Talente, als durch die Genies herbeigeführt worden sein
möchte, nicht in die Lage versetzt worden, die Probe unbedingter
Ueberzeugungstreue — Ueberzeugung und Wahrheit
treffen nicht immer zusammen — zu bestehen. Dass
er sie wie ein Sokrates, Jordano Bruno, Spinoza bestanden
haben würde, können nicht einmal seine halben Anhänger
— ganze dürften keine vorhanden sein — glauben, nach
dem, was einige pragmatische Jünger von ihm zur öffentlichen
Schau ausgestellt haben. Weil er sich einer genialen
Begabung gewiss ist, betet er die Gedanken seines Kopfes,
die schon im 30. Lebensjahre fix und fertig waren, als untrügliche
Offenbarungen der Menschheitsvernunft an — denn
den Ausdruck Weltgeist gebraucht er wohl einmal, nur dass
er keinen Sinn in seinem im Kern realistischen Biindheits-
system hat, — und rechnet sich daher ausdrücklich zu den
„geistigen Biesen, deren Schultern allein fähig seien, die
riesig schweren Lasten der Probleme zu tragen und zu
wälzen/* Wenn er dann — entgegen denen, welche die
Sache leicht nähmen oder bombastisch verdunkelten, — von
dem wahren und furchtbaren Ernst spricht, mit welchem
das Problem des Daseins den Denker ergreife und sein
Innerstes erschüttere, so sollten wir meinen, dass der Ernst
derjenigen Forscher noch viel grösser gewesen sein müsse,
welche mit dem Gedanken der Möglichkeit oder vollends
der schauderhaften Wirklichkeit und Nothwendigket ewiger
Verdammniss der geistig Nichtwiedergeborenen zu ringen
hatten.

Wäre keine andere Wahl gestattet, als zwischen der
Lehre ewiger Verdammniss und dem buddhistisch-sehopen-
hauerschen Nirvana, so würde die letztere Lehre noch immer
den Vorzug verdienen und den Sieg erringen; an sich selbst
aber ist die buddhistisch-schopenhauersche Lehre eine logisch,
metaphysisch und ethisch erbärmliche Lösung des Weltproblems
, schon weil sie keine andere Rettung und Erlösung
aus den Banden der Uebel, des Schmerzes, des
Jammers und Elends keimt, als die Flucht aus dem Dasein,
die Vernichtung, wie nach dem humoristischen Volkslied der
Doktor Eisenbart seine Patienten zu todt curirte, um sie


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