Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 418
(PDF, 157 MB)
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418 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 9. Heft. (September 1881.)

kann:^ denn er besass einen Grad von klarer, ganz eigen-
thümlicher Besonnenheit, wie solche niemals einem andern
Sterblichen zu Theil geworden ist. Man gelangt zum Mit-
genuss derselben, wenn man, durch fleissiges und ernstliches
Studium eingeweiht, es dahin bringt, dass man beim Lesen der
eigentlich tiefsmnigenKapitel derKritik der reinenVernunft, der
Sache sich ganz hingebend, nunmehr wirklich mit Kaufs
Kopf denkt, wodurch man hoch über sich selbst
hinausgehoben wird/4 Es wäre in der That kein'ge-
ringer Gewinn gewesen, wenn Seh. vermocht hätte, mit
Kaufs Kopf zu denken, und wenn er über sich selbst hinausgehoben
worden wäre. Allein in Wahrheit hat Sch.
Kaufs tiefste Tendenz, die ethische, gar nicht verstanden
und ist tief unter ihn herabgesunken. Kant hätte, wenn er
die Schopenhauerei erlebt hätte, gegen sie noch strengere
und schärfere Verwahrung eingelegt, als er gegen Fichte
eingelegt hat. Auch wir haben die ffegefsche Philosophie
einer nicht zustimmenden Kritik unterstellt, nicht weniger
die Fichte'sehe und SchelUng'sehe; aber die Bundesgenossenschaft
Schopenhauers gegen diese trotz Dem und Jenem hervorragenden
Philosophen müssen wir ganz entschieden per-
horresciren. Worauf diese unwissenschaftlichen Wüthereien
gegen Hegel, dann gegen Fichte, Schelliug und gelegentlich
auch gegen Herbart und Schleiermacher hinauslaufen, enthüllt
sich bald in der Hervorhebung seiner angeblichen Entdeckung
der Aristokratie „der Natur", welche seit
2000 Jahren nur Einen Kant und, wie er deutlich genug
insinuirt, nur Einen noch grösseren Schopenhauer hervorgebracht
haben. So lange das unübertroffene und wohl auch
unübertreffliche Genie Schopenhauer noch nicht da war,
hätten alle Philosophen Kant als dem derzeitigen Kaiser
der Philosophie nachbeten (gewissermassen den Vasalleneid
schwören) sollen, und seit der noch grössere Kaiser den
Thron bestiegen hat, sollten sie von .Rechtswegen diesem
nachbeten. Denn „hat einmal die Natur in günstiger Laune,
als seltenstes ihrer Erzeugnisse, einen wirklich über das gewöhnliche
Maass hinaus begabten Geist aus ihren Händen
hervorgehen lassen, hat das Schicksal, in milder Stimmung,
seine Ausbildung gestattet, ja, haben seine Werke endlich
„den Widerstand der stumpfen Welt besiegt44, und sind^als
Muster anerkannt und anempfohlen, da dauert es nicht
lange, so kommen die Leute mit einem Erdenkloss ihres
Gelichters her angeschleppt, um ihn daneben auf den Altar
zu stellen; eben weil sie nicht begreifen, nicht ahnden, wie
aristokratisch die Natur ist: sie ist es so sehr, dass
auf 300 Millionen ihrer Pabrikwaare noch nicht Ein wahr-


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