Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 454
(PDF, 157 MB)
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454 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 10. Heft. (Oetober 1881.)

jede atheistische oder deistische oder anthroponiorphistische
Behauptung (als ungültig) hinweggeschafft werden, indem
dieselben Gründe, durch welche das Unvermögen der menschlichen
Vernunft in Ansehung der Behauptung des Daseins
Gottes vor Augen gelegt werde, nothwendig auch zureichen
müssten, um die TJntauglichkeit einer jeden Gegenbehauptung
zu beweisen. Kant fährt in dieser Folge der Gedanken fort :
„Denn wo will Jemand durch reine Spekulation der Vernunft
die Einsicht hernehmen, dass es kein höchstes Wesen
als Urgrund von allem gebe? Oder dass ihm keine von den
Eigenschaften zukomme, welche wir ihren Folgen nach als
anaiogisch mit den dynamischen Realitäten eines denkenden
Wesens uns vorstellen? Oder dass sie in dem letzteren
Falle auch allen Einschränkungen unterworfen sein
raüssten, welche die Sinnlichkeit den Intelligenzen, die wir
durch Erfahrung kennen, unvermeidlich auferlegt? — Das
höchste Wesen bleibt also für den bloss spekulativen Gebrauch
der Vernunft ein blosses, aber doch tehlerfreies
Ideal, ein Begriff, welcher die ganze menschliche Erkenut-
niss schliesst und krönt, dessen objektive Realität auf diesem
Wege zwar nicht bewiesen, aber auch nicht widerlegt werden
kann. Und wenn es eine Moraltheologie geben sollte, (die
Kant in der „Kr. der prakt. Vernunft" wirklich statuirt. R.),
die diesen Mangel ergänzen kann, so beweiset alsdann die
vorher nur problematische transcendentale Theologie ihre
Unentbehrlichkeit durch Bestimmung ihres Begriffs und unaufhörliche
Censur einer durch Sinnlichkeit oft genug getäuschten
und mit ihren eigenen Ideen nicht immer einstimmigen
Vernunft. Die Nothwendigkeit, die Unendlichkeit,
die Einheit, das Dasein ausser der Welt (nicht als Weltseele
), die Ewigkeit ohne Bedingungen der Zeit, die Allgegenwart
ohne Bedingungen des Raumes, die Allmacht etc.
sind lauter transcendentale Prädikate, und daher kann der
vereinigte Begriff derselben, den eine jede Theologie so sehr
nöthig hat, blos aus transcendentalen gezogen werden."*)

Ist es nicht perfid, ist es nicht infam zu nennen, wie
Seh. thut, Kant über alles Maass zu preisen und zugleich
ihm das Wort im Munde zu verdrehen. m verfälschen und
ihn zu einem Heuchler herabzuwürdigen? Enthüllt sich
nicht das überschwengliche Lob, clas von Sek. Kant gespendet
wird, als ein nichtswürdiger Versuch, die Welt durch dreiste
und überdreiste Versicherungen zu überreden, dass der
grösste Philosoph im Herzen Atheist gewesen sei? Ueber-
diess ist Kants Kritik der Beweise für das Dasein Gottes

*) Kants sämmtliche Werke von Hartenstein, III, 422—484.


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