Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 468
(PDF, 157 MB)
Bibliographische Information
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468 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 10. Heft. (October 1881.)

zuweilen vier Wochen hindurch ohne alle Nahrung und Getränke
. Ihre Arme waren hinter ihren Kopf gezogen, ihre
Hände krampfhaft geballt, ihre Augen fest geschlossen;
dennoch konnte sie eine Nadel halten und verrichtete wundersame
Arbeiten mit ihr, indem sie in Seide und Sammt
stickte, trotzdem sie körperlich blind war.

„Als ich sie sah, lag sio auf einem niedrigen Bette, in
feine weisse Gewänder gehüllt; ihr dunkles Haar war
kurz und ganz kraus, ihre Haut wunderbar schön und
weich, ihre Arme und Hände zeigten sich vollkommen in
Gestalt und Umrissen; ein hübsches, wohlgenährtes, gut
aussehendes Mädchen mit fest geschlossenen Augen. Sie
hat in den letzten Jahren den Gebrauch ihrer Hände
wiedei klangt, und ihre tiefen Trance-Schlummer sind weit
weniger häufig. Ihre unteren Gliedmaassen sind dagegen
stark geschwunden, und ihr Zustand ist jetzt ein wassersüchtiger
. Während dieser ganzen Jahre hat sie nur im
Trance-Zustande geschlafen oder in einem ganz ungewöhnlichen
Schlafzustande zugebracht. In diesem sieht sie durch
Mauern, liest verschlossene Bücher, der Leute Gedanken —
kurz, sie erschaut Alles. Sie ist keine SpirituaHstin, behauptet
aber, ihre verstorbene Matter zu sehen, welche eine
ebenso wirkliche Person wie im Leben sei, und dass bei
Keinem eine Verwandlung durch den Tod eintrete» Während
ihrer ganzen Krankheit hat dieses Sehen fortgedauert. Sie
sagt, sie verlange in Folge ihrer Schmerzen sehnlichst abzuscheiden
und zieht den Tod ihrer Wiedergenesung vor.
Ich besitze von ihr ein scharlachsammtnes, in Perlen gesticktes
Banner, welches sie mir zum Andenken gab. Ich
war Zeugin ihrer Gabe, ohne Benutzung ihrer natürlichen
Augen zu sehen, aber sie befand sich, als ich sie sah, in
einem natürlichen, nicht im Trance-Zustande. Sie geht
offenbar über ihren sonderbaren abnormalen Zustand hinaus,
und auch ihr ganzes übriges Befinden unterzieht sich einer
Wandlung.

„Dieses Mädchen ist aus guter Familie und wird von
einer unverheirateten Tante geflegt, da sie diese ganzen
Jahre über eine strenge Gefangene in ihrem verdunkelten
Zimmer ist. Dennoch erklärte Dr. Hammoad, der ihr Kindheits
-Arzt gewesen, ohne sie jemals gesehen zu haben, sie
sei eine 'Betrügerin erster Klasse', weil ihre mitleidigen
Freunde sie nicht in seine Behandlung geben und unter
seine Prüfungsbedingungen stellen wollten, wodurch die
Wahrheit des von ihr Berichteten erhärtet werden sollte.
Es gleicht doch keine Weisheit derjenigen eines thörichten
Weisen."


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