Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 492
(PDF, 157 MB)
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492 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 11. Heft. (November 1881.)

bleiben, und ich wünschte, jede Minute, die ich noch habe,
mit Dir zusammen zu sein." Wenn Mrs. Alter sie fragte,
wann oder wohin sie gingen, so pflegte sie zu äussern: „Die
Engel sagen mir, dass ich in den Himmel gehen werde;
aber ich weiss nicht genau, wann. O, wie sehr wünschte
ich, Ihr könntet hier oben mit uns in der Heimath leben,
wie Ihr hienieden mit mir lebtet, als ich früher noch bei
Euch war." Sie dachte viel an Dr. Alter, den Gatten ihrer
Schwester, konnte sich aber anscheinend nur schwer vorstellen
, dass Nervie seit elf Jahren verheirathet war und eine
Familie hatte. Sie sagte, als sie in diesen Körper einging,
dass sie sich genau so fühle wie vor zwölf Jahren. Dieser
Körper schien ihr ebenso natürlich, als ob sie mit ihm geboren
worden wäre, doch h onnte sie mit ihm nicht so ver-
fahrer, wie sie es zu thun wünschte. Sie schien zuerst nur zu
glauben, dass dieser ihr eigener ursprünglicher Körper sei,
bis die Engel ihr das VerLältniss erklärten und sie Belehrung
und U oterweisung von ihren Eltern, von Schwester, Bruder
und Freunden über dasselbe erhalten hatte. So von Natur
schien er der ihrige zu sein, nachdem sie alle Thatsachen
kannte, dass sie sich kaum vergegenwärtigen konnte, dass
es nicht ihr vor beinahe 30 Jahren geborener ursprünglicher
Körper war*)

*) Hier könnten die Anhänger der /iW/y/^'schen Reincarnations-
Theorif Veranlassung nehmen und ans diesem Falle auf die sichere
Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit auch ihrer viel angefochtenen
Wiedereinverieibungstbeorie schliessen wollen. Aber der Fall liegt
bei ihnen ganz anders. Ein abgeschiedener Geist nimmt nach ihrer
Lehre erst einige Zeit nach seinem Tode aus Zerknirschung über sein
sündiges Voileben und aus freiem Willensentschlusse Besitz von einem
von den Eltern zwar mechanisch belebten, aber noch unbeseelten
oder unbegeisteten Fötus im Mutterleibe, wird mit ihm zum Erden-
lichte, ganz seiner selbst unbewusst, geboren und entwickelt sich mit
diesem Organismus durchs ganze Leben weiter bis zu dessen Tode.
In unserem obigen Falle aber hat Miss Lurancxj Vennum verinuthbch
doch ihre eigene, von ihren Eltern angebogene Se^le, oüer ihren selbsteigenen
Geist, der sich von Ihrer Empfängniss an sogleich mit ihr
entwickelt hat und welcher nunmehr nur auf kurze Zeit nach Jahren
ihrer Geburt von der vermeintlichen abgeschiedenen Seele oder dem Geiste
der Miss Mary Eoff aus ilrera sinnlichen Nervensystem zurückgedrängt
und damit gleichsam latent geworden ist. Man nennt das Besessenheit
Da der menschliche Organismus bekanntlich ein duales oder
gedoppeltes Nervensystem mit ebenso dualen Sinneswerkzeugen hat, so
ist leicht erklärlich, dass zu gewissen Zcitfn dergleichen Besitzergreifungen
der einen wachen Systemhälfte die andere Haltte in die
Sphäre der Bewusstlosigkeit oder der unbewussten und unwillkürlichen
Nerventhätigkeit, welche bekanntlich die Functionen des Blutumlaufs,
der Verdauung, Athmung etc. selbst im Schlafe reguliren, zurückdrängen.
Wir brauchen deshalb noch an kein wirkliches Herausgehen der einen
durch die andre verdrängten Seele aus dem Körper zu denken, wenn


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