Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
8. Jahrgang.1881
Seite: 517
(PDF, 157 MB)
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Ein Geist mahnt wiederholt an ein gegebenes Versprechen. 517

an meine Freundin, noch an das ihr gegebene Versprechen
. Ich war bereits 30 Jahre alt und Mutter von
6 Kindern, als mir plötzlich Nachts meine Freundin,
ohne am Tage an sie gedacht zn haben und ohne sonstige
Veranlassung, im Traume erschien und mich bat, doch
nunmehr den versprochenen Bittgang für sie zu thun; ich
habe es ihr doch so fest versprochen und bis heute noch
nicht ausgeführt. Von diesem Tage an erschien sie mir
alle Nächte, und ihre Bitten wurden immer dringender.
Ich befand mich in einer misslichen Lage, da mit dem
Bittgange fast, zwei Tagereisen verbunden waren, ich bei
meinen 6 kleinen Kindern und einem grossen Viehbestand
nie einen Dienstboten im Hause gehabt; dabei schämte
ich mich meinem Manne gegenüber, ihm die Sache zu
offenbaren, weil ich dieselbe über 13 Jahre hingezogen
hatte.

„In einer Nacht, wo ich glaubte, meine Freundin
leibhaftig vor mir zu sehen, (doch muss ich annehmen,
dass ich wohl nur leise geschlummert habe,) sagte sie,
sie könne so lange nicht selig werden, bis ich den versprochenen
Bittgang für sie ausgeführt habe, und sie
hätte die lange Zeit stets darauf warten müssen, wurde
ich so aufgeregt, dass ich laut zu weinen anfing, wovon
mein Mann erwachte und die Sache nunmehr von mir
erfuhr. Sofort stand Euer Vater auf und half mir in
liebenswürdigster Weise die nöthigen Vorbereitungen für
die Tour zu treffen, und um 4 Uhr früh Morgens trat
ich bereits den Bittgang an. Als ich an dem betreffenden
Betörte die mir vorgeschriebenen Gebete verrichtet hatte,
überkam mich eine unendliche Erleichterung, und ich
wanderte noch in derselben Nacht wieder meiner Heimath
zu. Von dieser Stunde an habe ich nie wieder derartige
nächtliche Träume oder Erscheinungen, wie man's nennen
will, gehabt von meiner Freundin, obwohl ich ihrer noch
öfter gedacht habe."

„Mit hochachtungsvollem Gruss

Ihr

F. W. Kg*Y

*) Der geehrte Herr Verfasser obigen Briefes ist im Grossherzogthum
Nassau geboren, ein Experter des sächsischen Bergwesens, der
bei seiner stets praktischen Lehensrichtung sicher keinen Illusionen
sich hingiebt und nach der Versicherung seines Freundes auch nicht
an Gedächtniszsehwäche leidet —

Die Red.


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