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308 Psychische Studien. XIII. Jahrg. 6. Heft. (Juli 1886.)
dass ich meinen Blick richten sollte. Ich sass vielleicht
zwei bis drei Minuten, als er die Platte in ein anderes
Zimmer trug. Als er mit ihr zurückkam, erklärte er, nichts
erhalten zu haben. Er schob eine andere ein, und ich
sass ungefähr dieselbe Zeitdauer; und dann kehrte er
wieder und sagte, es wäre wohl ein Eindruck von Etwas
da, aber nichts Deutliches. Ich sagte ihm, ich hätte das
Versprechen eines Bildes, und er sagte, sr müsse in dem
Versuche fortfahren, und zuweilen versuche er es fünf bis
sechsmal, ehe er ein Bild erhalte. Er logte eine dritte
Platte ein, und ich sass genau fünf Minuten nach seiner
Uhr, die er in der Hand hielt, seinen Rücken gegen mich
gekehrt und seine Hand auf der Camera ruhend. Er nahm
die Platte heraus und ging mit ihr aus dem Zimmer.
Nachdem er hinausgegangen war, kam Mrs. Muraler in das
Zimmer und schien unter einem Einfluss zu stehen. Ich
fragte sie, ob sie einen Geist sähe, und sie sagte, sie sähe
eine schöne junge Dame in meiner Nähe stehen, und
augenblicklich befand sie sich im Trance; meine geistige
Freundin sprach zu mir: — „Nun will ich Ihnen mein
Bild geben; das Kleid wird nicht bestimmt gestreift sein,
aber die Lichter and Schatten werden Streifen nachahmen.
Ich will an Ihrer Seite stehen, mit meiner Hand auf Ihrer
Schulter ruhend, und werde einen Blumenkranz auf meinem
Kopfe tragen. Ich legte allen Magnetismus hinein, den
ich besass." — Hierauf kam Mr. Muraler mit der Platte
herein und sagte, dass er ein Bild erhalten hätte. Ich
blickte auf das Negativ und s;>h deutlich, dass auf ihm mein
Bild und einer Dame Gesicht an der Seite des meinigen
sich befand. Mr. Muraler versprach mir einen Probeabzug
davon schon am nächsten Tage zu senden. Ich hiess ihn
dasselbe in meinen Briefkasten in der Post - Anstalt,
adressirt an Mr. Johnson, zu senden. Ich erhielt es erst
am dritten Tage. Ich befand mich auf meinem Heimwege
Nachts und besuchte das Postamt und fand darin ein
Couvert für Mr. Johnson^ und beim Oeffnen fand ich den
Probeabzag. Ich nahm ihn mit mir nach Hause; und da
ich ein gutes Mikroskop besass, so benutzte ich dasselbe
und Hess das Bild in Lebensgrösse erscheinen, und ich erhielt
ein richtiges Bild meiner verlorenen Freundin. Ich
schrieb einen Brief an Mr. Muraler und sagte ihm, wer ich
war, und dass ich vollkommen befriedigt sei von dem
Bilde. Ich betrachte es für ein ehrliches und wahres Bild,
und sie hat mich oft versichert, dass es ein wahrhaftes
Bild sei. Die beigeschlossenen Bilder werden Sie in den
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