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Wolf: Martinus Szent-Ivany, S. J., etc.
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die Leidenschaften und Neigungen, sowie die Lebensdauer
des betreffenden Mensehen. Die anderen benennen die
Theile der Hand nach den Gestirnen, bringen sie in
Zusammenhang mit dem Einflüsse der Gestirne und
behaupten, darnach unfehlbar alle Lebensschicksale des
Menschen enthüllen zu können. Nur die erste Art des
chiromantischen Wahrsagens lässt sich billigen; die andere
ist thöricht, abergläubisch und unerlaubt."
Nach Beschreibung der einzelnen Linien und Berge
geht der Verfasser zur Frage nach der natürlichen Grundlage
der Chiromantie über. „Die Ideoplastik des Geistes
(vis formatrix) formt zuerst die lebenswichtigen Organe,
zuletzt die Musculatur.41 (Das Wort „Ideoplastik", neuerdings
von Lucian Pasch in einem Werkchen*) verewigt, welches
geeignet ist, dasselbe zu discreditiren, ist wohl dem — auch
von Pusch nacherfundenen — Ausdruck„Ideoplasma", welchen
Nägeli in seinen Vererbungstheorien anwendet, nachgebildet.
Immerbin ist es — richtig gebraucht — sehr treffend. Um
dem Leser einen Begriff davon zu geben, wie weit die
Leichtgläubigkeit des Professors Pusch zu Gunsten seiner
Theoreme geht, diene dessen Behauptung, er habe durch
Hypnose Schwangerschaft eines normalen Frauenzimmers
hervorgerufen. Die derselben entstammenden Kinder gehören
einer an der chinesischen Grenze bestehenden occulten
Gesellschaft [Confucius-Gesellschaft zu Wiernyj, Turkestanf]
Vergl. „Ideoplastik des Geistes" 1894. S. 30.) — „Je
kräftiger die Lebensorgane angelegt sind, desto besser
wird sich die Musculatur entwickeln, so dass der Schluss
von der Form der äusseren Gliedmaassen auf die Kraft
der inneren Organe wohl gestattet ist. Die Linien werden
gebildet durch die unter denselben liegenden und den
Organen, nach welchen die Linien genannt sind, zugehörigen
Schlagadern." — Die Linien der Hand haben deshalb ihre
Wichtigkeit auch für den modernen Mediciner dadurch, dass
unter denselben Arterien verlaufen. Natürlich haben dieselben
nichts Besonderes mit Leber, Herz u. s. w, zu thun.
Es folgen sodann in 21 Beispielen chiromantische
Einzelheiten. Aus denselben geht der natürliche Zusammenhang
der Form mit dem Geiste hervor. „Lächerlich und
verächtlich erscheint dem gegenüber die Astrologische
Chiromantie."
Leider hat diese wahnsinnige Sucht, die Form der Hände
mit den Sternen in directe Beziehung zu bringen, wieder
*) „Die Ideoplastik des Geistes" von Lucian. (Leipzig, Oswald
Mutze, 1891.)
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