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KnopstUck-Rowel: Interview über die höchsten psycho!. Probleme. 139
die E. Friedrich-Strahlen, die sogenannten Kritik-
strahlen, zu einer noch ganz unbekannten postmortalen
Diagnose; sie zeigen unfehlbar sicher an, ob der eines
natürlichen Todes gestorbene Mensch definitiv todt
ist oder nicht, d. h. sie machen einen haarscharfen Unterschied
zwischen Leben und Tod insofern, als sie nur den
lebenden Körper bis auf die Knochen durchleuchten, den
endgültig todten aber nicht.
Nach E. Friedrich ist der Zustand, den wir gewöhnlich
als Tod bezeichnen, immer erst das physiologische Ende
des Lebens, während der wirkliche Tod regelmässig
mehr oder weniger längere Zeit nach dem physiologischen
eintritt. Dieser definitive Tod wird nun dadurch absolut
sicher nachgewiesen, dass die von den Kritikstrahlen
beleuchtete Hand des Todten nicht mehr als Knochenhand,
sondern als tiefschwarze Leichenhand auf der
Bildfläche oder dem Fluorescenzschirm erscheint. Erst in
diesem Augenblick ist das in unseren Augen todte
Individuum als effectiv gestorben zu betrachten, ist es für
die Erde oder das Feuer unwiderruflich reif.
E. Friedrich nimmt auch an, dass es nicht unbedingt
ausgeschlossen sei, in der Zwischenzeit zwischen dem
physiologischen Tode und dem wirklichen, die er „Protest-
zeit*' nennt, den physiologischen Tod, den er als „Quasi-
Tod" bezeichnet, namentlich bei jüngeren, kräftigen, an
Herzschlag u. s. w. plötzlich gestorbenen Personen aufzuheben,
d. h. den vermeintlich Todten wieder zu beleben, aufzu-
erwecken *) Der Physiker hebt gleichzeitig ausdrücklich
hervor, dass man diesen widerruflichen Zustand nach dem
Tode durchaus nicht als „Scheintod" anzusehen habe, welch'
letzterer vielmehr die äusserst seltene Ausnahme des Todes
sei, während der andere, physiologische Zustand nach dem
natürlichen Tode dessen Regel bilde.
E. Friedrich sagt endlich noch, dass die mittelst der
Kritikstrahlen summarisch bewiesene postmortale Diagnose,
diese unfehlbare Kritik des Todes, nicht zuletzt die ebenso
naheliegende als natürliche und vernünftige Lösung eines
am Sterbebett sich in seinen Augen habe abspiegeln sehen. Es erscheint
geradezu als Wohlthat, sich von dieser entsetzlichen Angst durch die
obige Entdeckung doch wieder befreit zu seheu. Die Red.
*) A n in e r k. Auch hierzu würde Bullenstedt'n Bemerkung 1. c.
stimmen: „Oft koramt es vor, dass, wenn günstige Umstände um den
Verblichenen obwalten, vielleicht viele Leute stets in seiner direkten
Nähe sind, viele geistig sich lebhaft mit ihm beschäftigen, er durch
zufällige Wärmequellen erleiehert wird von dem starren
Banne, dass er sich mit aller Kraft bewegt und Lebenszeichen von
sich giebt."
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