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Schweydart Versuch z. Erklärung d. Transscendental-Photographie. 323
wir nothwendigerweise auf das Vorhandensein eines, diese
Strahlungen emittierenden Körpers schliessen, des Körpers,
dessen Bild auf der sensiblen Platte entsteht. Woher kommt
dieser für das normale Auge unsichtbare Körper? Da er
weder vor, noch nach der Sitzung existirte, sich vielmehr
nur in Gegenwart eines Mediums, durch die photochemische
Energie seiner Strahlungen bemerkbar machte, so werden
wir zu dem anscheinend widersinnigen Schlüsse gedrängt,
das Medium habe ihn selbst hervorgerufen, um ihn bald
wieder zu zerstören. Doch von dem Standpunkte der oben
entwickelten dynamischen Theorie wird uns dieser Schluss
nicht mehr so ungeheuerlich vorkommen.
Zwei Erklärungsweisen sind meiner Ansicht nach
zulässig. Wir können annehmen, dass die mediumistische
Nervenkraft oder psychische Kraft selbst latente Materie
enthält und diese durch somnambule Willensthätigkeit des
Mediums frei wird, oder aber dass jene, vom Medium geleitet,
vorhandene Materie auflöst, d. h. ihre Eigenschwere aufhebt
oder vermindert. Diese Wirkungsweise erwähnter Kraft, die
eine der der Wärme analoge wäre, ist von dem dialektischen
Komit6 hinlänglich nachgewiesen worden. Gehen wir von
dem ersten Erklärungsprincip aus und betrachten wir das
Verhalten der frei werdenden Kraftcentren.
Im Anfang der Bildung einer bestimmten Gruppirung
wird ihre Disposition eine lockere sein und ihre Strahlungen
werden sich gegenseitig wenig beeinflussen. Nehmen wir
noch an, dass die Strahlungen von hoher Brechbarkeit sind,
so werden sie ungebrochen durch die Linse des photographischen
Apparates hindurchgehen und eine Wirkung
auf der sensiblen Platte hervorrufen. Steigert sich der
Process der Bildung einer bestimmten Gestalt, wird die
Disposition der Kraftcentren eine festere, so müssen sich
notwendigerweise die Strahlungen der einzelnen Kraftcentren
gegenseitig beeinflussen; die Wellenlängen werden immer
länger und die Brechbarkeit der Strahlen nimmt ab. Jetzt
werden die Strahlen nicht mehr ungebrochen die Linse
passiren und wir werden ein Entstehen des Bildes durch
die Linse zu konstatiren haben.
Bisher ist jedoch die Brechbarkeit nicht derartig, dass
die Retina des menschlichen Auges auf sie reagiren könnte.
Wird jedoch die Disposition der Kraftcentren bei fortgesetztem
hinwirken der psychischen Kraft eine immer
festere, so wird die Brechbarkeit der Strahlen bei immer
stärkerer gegenseitiger Beeinflussung der Art abnehmen,
dass sie die der sichtbaren Strahlen erreicht und eine für
das menschliche Auge wahrnehmbare Materialisation eintritt.
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