Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
26. Jahrgang.1899
Seite: 413
(PDF, 195 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kurse Notizen. 413

durch fortgesetztes Hinstarren auf den Rücken einer Person
diese dazu veranlassen kann, sich umzuwenden. Angeblich
sollen diese Erscheinungen überall vorkommen, wo eine
Anzahl von Menschen in einem Räume versammelt ist, sei
es in der Kirche, in einem Schulzimmer, in einem öffentlichen
Saale oder sonstwo. Theils wird das fragliche Gefühl
als das unheimliche Bewusstsein eines Muss bezeichnet,
das eine Umwendung des Kopfes erzwingt; andererseits wird
es als eine unbehagliche Spannung oder Steife im Nacken
beschrieben, die zuweilen von einem juckenden Gefühle begleitet
ist und sich schliesslich derart steigert, dass sie eine
Bewegung des Hauptes herbeiführt. Es ist endlich durchaus
nicht selten, dass das beschriebene Gefühl im Nacken
geradezu als eine Folge des auf diesen Körpertheil gerichteten
Blickes betrachtet wird. Ein amerikanischer
Psychologe, Professor Titchener von der Cornell-Universität,
hat sich die Mühe genommen, diesen weitverbreiteten Volksglauben
oder richtiger Aberglauben aufzuklären. Der Irrthum
liegt in einer falschen Deutung von Thatsachen. Die
Psychologie würde ihn etwa folgendermassen analysiren:
Wir sind mit Bezug auf unseren Rücken alle mehr oder
weniger „nervös." In einer grösseren Versammlung wird
man es häufig bemerken, dass die Menschen ohne besondere
Veranlassung von Zeit zu Zeit über ihre Schultern sehen.
Diese Art von Angst hinsichtlich dessen, was in unserem
Rücken vor sich geht, ist bei den einzelnen Menschen verschieden
ausgebildet, aber wahrscheinlich wird jeder zugeben
, dass er in irgend einem Grade daran theilnimmt.
Manche Lehrer empfinden ein grosses Unbehagen, wenn sie
ihrer Zuhörerschaft den Rücken zuwenden müssen, etwa um
etwas an die Tafel zu schreiben, und zwar nicht nur Schullehrer
, die, sobald sie den Rücken wenden, irgend welchen
Unfug in ihrer Klasse verrauthen müssen, sondern auch
akademische Lehrer, die einer Beaufsichtigung ihres Auditoriums
enthoben sein dürfen. Titchener führt ferner das
Beispiel eines Mannes an, der in erwachsenem Alter tanzen
lernte und von einem geradezu peinlichen Gefühle erfasst
wurde, wenn er bei seinen Bewegungen, sogar in einer
Einzelstunde, dem Tanzlehrer den Rücken zuwenden musste,
oder auch, wenn der Lehrer ihm den Rücken zudrehte.
Dieses Unbehagen mit Bezug auf unsere Rückseite ist ja
an sich sehr erklärlich; dass es aber noch häufig in so
hohem Masse besteht, ist wahrscheinlich als ein Erbstück
von unseren Ur-Ureltern anzusehen. Sobald der Mensch den
aufrechten Gang lernte, verlor er in erhöhtem Masse die
Fähigkeit, mit seinen Augen nach allen Richtungen zu


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