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602 Psychische Studien. XXVI. Jahrg. 11. Heft. (November 1899.)
Folge dessen auch das Bild sich nicht ganz markirte. Die
eigenthümliehe Lichterscheinung jedoch, welche bei der erstmaligen
Exposition zu Stande kam (Bild V), zeigt jene
scharfe Abgrenzung, aber gerade auf der entgegengesetzten
Seite, trotzdem der Schieber jener Cassette nur
nach einer Seite hin geöffnet werden konnte.
Das nächste Bild VI ist insofern besonders bemerkens-
werth, als bei dieser Aufnahme noch einige andere Herren
als Kritiker zugegen waren. Der eine ven diesen stellte dabei
einen zweiten photographisehen Apparat auf, um den
geeigneten Moment zu einer Controllaufnahme zu benutzen;
leider aber war dieser Herr ungeübt in der photographischen
Technik und führte dieser Umstand zum Missiingen des
Bildes. Da auf das Medium alle sogenarnten wissenschaftlichen
Untersuchungsmethoden verstimmend wirkten (wohl
weil hierbei die nöthige Seelenharmonie fehlt), so war die
natürliche Folge: eine nur lichtschwache nebelhafte Gestalt
an Stelle der früher bereits so gut gelungenen, während auf
der zweiten Blatte gar nichts Ungewöhnliches zu sehen war.
Da das Medium von dem bevorstehenden Besuch seitens
jener fremden Herren keine Ahnung hatte, so ist auch nicht
anzunehmen, dass diese Aufnahme, um die „Echtheit" glaubwürdiger
erscheinen zu lassen, absichtlich so schlecht bewirkt
worden sei. —
Ueber die mögliche Entstehungsweise dieser Bilder
vornahm ich nun schon mancherlei Meinungen, aber noch
nicat zwei miteinander übereinstimmende Ansichten
.
Herr Universitätsmechaniker Eug. Albrecht in Tübingen
sagte, nach gewissenhafter Prüfung der Bilder, wie mir Herr
Prof. Dr. Maier mittheilt, dass — wie ich ja selbst andeutete
— doppelte Belichtung stattgefunden habe. Gerade der
fluide Arm auf Bild III, der ein wenig als Licbtfleck über
das Medium hereinragt, sei für den Kenner der unzweifelhafteste
Beweis, dass zuerst eine helle (weisse) Gestalt auf
der Platte war, auf welche dann das Medium photographirt
wurde, eben deshalb schimmere der weisse Arm des Phantoms
etwas durch. Bei Bild II seien die Finger der Hand,
die auf eine ausgeschnittene oder ausgestopfte Puppe hinweisen
und n it einer menschlichen Hand gar keine Aehnlich-
keit hätten, im höchsten Grade verdächtig.*) Ein berühmter
*) Auf dem Griginaibild kann m^n. abgesehen von anderen
Merkzeichen, deutlich die hteile erkennen, welche den Knochenvorsprung
des EUbogenbeio« s am Handwurzelgelenk markirt, so dass \*ohl kaum
ein Zweifel vorliegt, dass wir es mit einem normalen Handgebilde und
nicht hlos mit einer ausgestopften Puppe zu thun haben.
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