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Psychische Stadien.
Monatliche Zeitschrift;,
vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene
des Seelenlebens gewidmet.
28. Jahrg. Monat Juli 1901.
L Abtheilung#
Historisches und Experimentelles«
Vorausschauen und Wahrsagen, Freiheit und Schicksal.
Von Dr. Walter Bormann.
(Scbluss von Seite 327.)
Und nun stehen wir vor der Frage: Wie ist mit
der Nothwendigkeit alles Geschehens, die nach dem
Kausalitätsgesetz nicht blos ein Spinoza, sondern ebenso
ein Kant, ein Schopenhauer als unumgänglich behaupteten,
die Freiheit des Willens zu vereinigen? Ja, was
versteht die Welt mit dem oft gesprochenen Worte
„Willensfreiheit" und was ist darunter nach
strengem Denken zu verstehen? Ich stelle die
folgende Frage: wenn wir uns ein lebendes Ding dächten,
das proteusartig in jedem Augenblicke auf ganz unbegreifliche
und ordnungslose Weise Welt und Wesen verändern
würde, das bald mit Fittigen in der Luft schwebte, bald
mit Flossen im Wasser schwömme, bald als Wurm im
Staube kröche u. s. w., das durch eine unbegreifliche Veranstaltung
so alle nur denkbaren Arten des Seins hin und her
durchliefe ohne den ersichtlichen Plan einer einheitlich
voranstrebenden Entwickelung, — könnten wir
solch ein lebendes Ding „frei" nennen? Wir können es
nicht, obschon jenes Ding den Bedingungen jeglicher besonderen
Wesenheit sich unablässig entwindet und dafür
mit den unendlichen Erscheinungen und Fähigkeiten des
ganzen All sich ausrüstet und schmückt. Die Freiheit
braucht, um zu bestehen, ein inneres ordnendes Principium,
dessen Leitung alle die vorgenommenen Wandlungen mit
unverrückbarer Gesetzlichkeit gehorchen, und je mehr die
Psyohisehe Studien, Juli 1901. 25
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